Böse Kinder bringt man auf das schwarze Schiff

Kammgarn Spinnerei Remscheid Lennep

Irrenanstalt, Erziehungsheim für böse Jungen, Frauenhaus, Gefängnis… Die Spekulationen kannten kaum eine Grenze, aber gespenstisch war der Ort immer schon. Hier kam man regelmäßig vorbei, weil dies die direkteste Verbindung zwischen Remscheid <-> Lennep auf dem Fußweg darstellt(e). Eigentlich war ja der Weg über die Gleise am kürzesten, aber in der Kurve unter der Brücke an der Trecknase gibt es ein paar 100m keine Fluchtmöglichkeit, und als Schotterkind ist man ja geeicht was sowas angeht, zumal die Kurve nicht einzusehen war. Also ging der Weg regelmäßig durch diesen Brennpunkt, den man am besten mit einer kalten Schnauze bewältigen konnte. Kammgarn in Remscheid-Lennep! Kammgarn?

Wie überall wird die Herkunft des Namens eines Stadtteils im Laufe der Zeit verblassen, der Name jedoch wird bleiben. Über Jahre bin ich an der Haltestelle „Wassermühle“ vorbeigefahren ohne nur den Hauch einer Idee zu haben, warum ausgerechnet „Wassermühle“. Eigentlich hat es mich gar nicht interessiert. Oder Wermelskirchen-Tente? Hier habe ich es meinem damaligen Deutschlehrer zu verdanken die Herkunft des Namens zu wissen, zumindest der Sage nach. Typischerweise befindet sich Tente an der B51, der ehemaligen Heerstraße. Napoleon soll bei Tente ein Lager aufgeschlagen haben bzw. lassen haben, „Tente“ ist französisch für Zelt. Und Kammgarn? 2004 wurden die Spuren soweit nötig (Baufälligkeit) verwischt, die Produktionshallen sind alle eingerissen worden. Komischerweise bin ich nie im alten Firmengebäude gewesen, obwohl mich so Punkte doch so magisch anziehen. Die Verwaltungsgebäude stehen jedoch noch und sind vom derzeitigen Eigentümer, der Steinhaus GmbH, mittlerweile ein Großgrundbesitzer in dem Gebiet, vermietet. Kammgarn war ein ansehnlicher Komplex bestehend aus dem ehemaligen Firmengelände, sowie einer Vielzahl Arbeiterwohnungen. Es war früher nicht ungewöhnlich, dass Unternehmen mit dem Bau von Häusern ihre Arbeiter direkt um sich scharten und Wertschöpfung mehr war, als quartalsweises pushen der Unternehmensbilanz. Ganze Ortschaften sind so entstanden, natürlich nicht ganz uneigennützig. Das obige Gebäude befindet sich an der Straße mit dem für Bergische wohlklingenden Namen „Wülfingstr. 1“, und es hat seinen Flair noch immer. Heute befinden sich caritative Einrichtungen im Gebäude. Die Arbeiterhäuser sind ebenfalls erhalten und in Privatbesitz.

Aber: Was war das Gebäude denn früher nun definitiv? Wer kann Angaben zum Gebäude machen?

16 Antworten auf „Böse Kinder bringt man auf das schwarze Schiff“

  1. Es war ein Mädchenheim und ich kenne Leute, die dort vor vielen Jahren (noch vor uns) ein- und ausgingen.

  2. Vor unserer Existenz… ich war auch nie drin, doch unten in der Eingangshalle, als es renoviert war. Da gab es auch die Geschichte dazu. Nach dem letzten Brand.

  3. Ein kleines bisschen Kammgarn steht noch, das hat der Kirsch-Steinhaus (Nicht der Wurst-Steinhaus) nur mit Blechplatten verkleidet. Auch soll es da noch die Kraftzentrale des ehemaligen Elektrizitätswerkes geben.

  4. Hallo,mein Vater hat bis 1977 bei Wülfing als Textiltechniker gearbeitet.
    Er und seine Kollegen haben regelmäßig im“Mädchenheim“ Tischtennis gespielt.
    Ich war öfters dabei und durfte mich als „Ballmädchen“ betätigen.
    Gewohnt haben wir auch in der Siedlung und Zwar in der Gerdastrasse.

  5. von meinen großeltern an sind aus unserer familie alle in der kamgarn groß geworden !!! meine oma hat mir immer erzählt das dort ein mädchenheim war!!

  6. Ja, es hieß tatsächlich Mädchenheim 🙂 ob es eins war?? Nach dem Krieg wurde es genutzt, um Arbeiter aus anderen Teilen Deutschlands (z.B.Bayern) dort unter zu bringen.Später wurde nur noch die Küche des Heimes genutzt und die Angestellten und Arbeiter der Firma Wülfing konnten dort für kleineres Geld, ihr Mittagessen holen oder dort in der Halle essen.Es fanden Feiern dort statt, irgendwann dürfte ich mal Nikolausbeutelchen, an kleinere Kinder verteilen.Ich weiß nur das immer eine Gewisse Ehrfurcht vor diesem Haus bestand.Uns grauste sogar davor, Bälle aus dem verschlossenem Hof zu holen, der durch ein großes Tor abgeschlossen und das heißt schon was :-))

  7. Es war als Wohnheim für Arbeiter auf Durchreise ,oder die noch keine Wohnung in der Siedlung hatten gedacht. In den Fünfziger Jahren ,als meine Eltern noch beide in der Fa. Wülfing gearbeitet hatten,sind wir immer zum Mittagessen in die Küche gegangen. Im Anschluß ging ich wieder in den Kindergarten zurück. Ab den Sechziger Jahren ,da kamen die Spanischen Gastarbeiter aus Salamanca, wurde es zum “ Mädchenheim“ weil die weiblichen Arbeiterinnen darin untergebracht waren. Die männlichen Arbeiter wohnten im“ Männerheim“ das sich im Bereich der Garagen für die Firmenfahrzeuge befand. Desweiteren regierte im Mädchenheim Schwester Elfriede die immer aufpaßte das wie Jungs auch keinen Blödsinn machten( im und um das Heim). Im Eingangsbereich befand sich ein sogenannter Pförtneraum der auch Tagsüber besetzt war. Am ersten jeden Monates wurde ich schon mal von meiner Mutter zum bezahlen der Miete für unsere Wohnung dort hin geschickt.

  8. hallo
    um das ganze nochmal zu bestaetigen ist war ein maedchenheim.
    meine oma elisabeth k. die jetzt uebrigends 80 j ist, kam nach dem krieg in die spinnerei. eine freundin hatte ihr den platz besorgt.

  9. ach ja und der ort war einst nicht gruselig sondern hell und freundlich mit vielen seen und gruen bepflanzt. zudem hat sie mir oft berichtet wie sauber so wie ordentlich das maedchenheim und die kammgarn an sich waren. es gibt noch eine frau>tante friedel< die bald an die 100j ist und ihr ganzes leben schon in der kammgarn wohnt…ich denke die aelteste zeitzeugin die das bestaetigen kann.

  10. Würde gern den (Peter – 10. September 2009 um 20:16Uhr) kennen lernen
    Ich habe c.a.15 Jahre in der Wülfingstr.2 gewohnt. Direkt neben dem Heizungskeller vom Mädchenheim. Als 13 jähriger bin ich mit anderen (die Namen kenn ich noch alle) durch eine Klappe zum Heizungschacht geklettert. Von da aus war es dann einfach, wir waren im Mädchenheim!
    Hauptsache drin. Wir hatten die Hochburg der Kammgarnsiedlung geknackt!! Aber wie wieder raus? Wir waren über eine Kohlenrutsche reingekommen. Keiner traute sich oder wollte den Weg zurück. Also am Pförtner vorbei, zur der Zeit saß da noch immer einer. Die Tür ging nach innen auf, das wußten wir. Alle hatten dort schon mal die Miete gezahlt.
    Also Tür aufgerissen, raussgelaufen, direkt in die Arnold-Wihelm-Str. gelaufen. Ich habe einen super8 Film im Jahre 1985 über die Kammgarn gemacht, den habe selbst gedreht. Es bestehen keine Urheberechte darauf

  11. Ich glaube ,aber weiß es nicht mehr so genau,das ich damals dabei war. Kann aber sein das ich an einem anderen Zeizpunkt mal da unten war, aber auch nicht wieder nicht, weil doch fast immer die gleiche Truppe die Siedlung unsicher gemacht hatte. Gruß Peter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert