Unsere Freiheit ist wie Stacheldraht

Rostiger Stacheldraht am Zaunpfahl
Rostiger Stacheldraht am Zaunpfahl

Jahrelang hatte Wuppertal nach der Schließung der Kaserne am Lichtscheid bei Ronsdorf ein Naherholungsgebiet: Der Scharpenacken! Als Drachenflieger habe ich hier genauso eine Fläche für mein Hobby gefunden, wie die zahlreichen Modellflieger, RC-Piloten, die unzähligen Spaziergänger und Picknicker. An guten Tagen dürften es hochgerechnet hunderte Besucher gleichzeitig gewesen sein, die die vom Truppenübungsplatz zur weitläufigen Naturebene gewandelten Fläche besucht haben, wenn alleine wir Drachenflieger in dutzenden antraten und Ruhe und Entspannung fanden.

Vor ein paar Tagen fand man dann die ersten zarten Hinweise der aktiven und großen Drachenszene im Bergischen Land, das sich im Drachenforum regelmäßig trifft, dass die Feldjäger unterwegs waren, und Drachenflieger des Platzes verwiesen haben sollen. Der Ratlosigkeit und den Mutmaßungen folgte wenig später dann ernüchternde Erkenntnis: Nach derzeitigem Stand verliert Wuppertal nun doch ein einzigartiges und für Wuppertal wohl unersetzbares Naherholungsgebiet, um dort Wald und Wiese gegen Beton und Stacheldraht zu ersetzen. Geplant ist die Ansiedlung verschiedener Einrichtungen wie eine Bereitschaftspolizei, eine Justizvollzugsschule, eine Landesfinanzschule und eine JVA. Mit der Durchsetzung wird derzeit wohl begonnen, wenn man nun unmißverständlich des Platzes verwiesen wird.

Wie auch bei den Bebauungsplänen rund um den Friedhof in Remscheid-Lennep mutet es abermals komisch an, dass wir in Zeiten weitläufiger leerstehender Industrieruinen des vergangenen 20. Jahrhunderts erstmal alles Grün vollplfastern wollen, bevor man auf die Idee kommt, Leerstände sinnvoll zu nutzen.

In einer zugegebenermaßen wenig reräsentativen viel zu kurz gelaufenen Umfrage der Wuppertaler Rundschau haben sich von über 600 Personen mehr als 90% gegen die Bebauung ausgesprochen.

Volksvertreter sind oft Volksverräter

Über die Art und Weise der Durchsetzung möchte ich hier keine Worte verlieren, dass kann man alles hier nachlesen: http://www.scharpenacken.de/

6 Antworten auf „Unsere Freiheit ist wie Stacheldraht“

  1. Die Kaserne ist in Rekordzeit abgetakelt worden. Das dauerte für den ganzen Komplex nicht so lange, wie für das Exit alleine! 😉 Tolle Herzschmerz Doku übrigens!

    Das ging so schnell, dass ich kein Foto mehr machen konnte nachdem ich es erfahren habe!

  2. Hi Armin,

    du hast dich ja auf der verlinkten Website noch gar nicht in die Liste der Freunde oder Förderer eingetragen 🙂

  3. Dass grosse Problem ist, dass die Industriebebauung des letzten Jahrhundert kaum wirtschaftlich und oft auch gar nicht mehr für modrnere Zwecke zu benutzen ist. Das weiss ich aus sehr hautnaher Erfahrung (http://www.flickr.com/photos/mdornseif/sets/72157594358387121/#).

    Und man kann nicht aus allem Loft-Wohnungen und Büros für Webschmieden machen – insbesondere weil der Alte Industriebestand sicht oft weder baubiologisch (Lösungsmittel, Lüftung usw.) noch energetisch (Energieverbrauch) in einen sinnvollen Zustand bringen läßt.

    Ich habe meine Zweifel, dass Volksvertreter Volksverräter sind. Aber ich bin ganz sicher, dass jedes Volk die Regierung hat, die es verdient. Das lässt die Wuppertaler ganz schön dumm ausseneh. Allerdings befähigt es uns Radevormwalder auch auf keinen Fall zur Hochnäsigkeit.

  4. Mir ging es mit meinem Ansatz auch weniger um ein existierendes Gebäude, sondern viel mehr um den bereits bebauten Platz! Zugegebenermaßen ist das im Artikel mißverständlich geschrieben, ich mag das Wort „Leerstände“ halt so. 😉

    Das Alexanderwerk in Remscheid als Beispiel haben sie ja auch platt gemacht um das Gelände neu zu bebauen. Dass man das alte Gebäude eher nicht sinnvoll weiternutzen kann, ist klar! (Vielleicht für Kleingewerbe wie bei HPC) Und dass das für allzu viele Gebäude gilt, ist eigentlich auch klar.

    Im Ruhrgebiet sieht man viele weitläufige Gebiete ehemaliger Industrie, die heute neu bebaut sind. So ist z.B. in Hattingen auf dem Gelände der alten Henrichshütte ein großes, neues Industriegebiet entstanden. Das heutige Museum ist ja wirklich nur ein Bruchteil der ehemaligen Anlagen, und östlich ist alles voller Industrie, während westlich ein schöner Park angelegt wurde, nachdem in den 90ern die Altlasten gesprengt wurden.

    Und es ist meiner Auffassung nach doppelt sinnvoll: Wir können einerseits weitere Industrie an derzeitigen Grünflächen anlegen, um noch lange alte Industrieruinen vor sich hin stinken zu lassen, oder aber alte Ruinen abreißen, um sowohl den kontaminierten Boden wie die Bausubstanz dem Sondermüll zuführen, um dort saubere und sinnvolle Neubebauung zu ermöglichen.

    Letztendlich ist es „nur“ eine Kostenfrage. Das größte Problem… 😀

    >Ich habe meine Zweifel, dass Volksvertreter Volksverräter sind.

    Vielleicht schreibe ich doch noch über die näheren Umstände, denn hier passte dieser Satz wie die Faust aufs Auge! Es bleibt aber ein Zitat den ich bitte nicht als grundsätzlichen Standpunkt verstanden haben möchte!

    >uns Radevormwalder
    Der Wohnort mag ein anderer sein, im Herzen bin und bleibe ich ein Remscheider Kind! Meine Staudämme waren am Eschbach und Bökerbach, nicht am Wiebach. 😉

    >Hochnäsigkeit
    Nein, aber zynisch und sarkastisch!

  5. Hallo,
    wir versuchen gerade etwas auf die Beine zu stellen um vielleicht schlimmeres zu verhindern. Presse, Funk und Fernsehen, etc. Vielleicht schaffen die Wuppertaler Bürger und Freunde ja noch was. Wer Ideen hat bitte melden!
    Gruß Steffi
    eMail: emily2005@gmx.net

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