Wir suchten den Mond und fanden die Erde

Die Erde aus der Mondumlaufbahn. Quelle: NASA
Die Erde aus der Mondumlaufbahn. Quelle: NASA

Es muss schon etwas besonderes sein, wenn ich mich dazu hinreißen lasse, in meinem Blog ein Foto zu veröffentlichen, das nicht aus meiner Kamera stammt. Aber erstens müsste ich für dieses Foto weit reisen, und zweitens bekäme ich die historische Bedeutung nicht hin. Dieses Foto ging 1968 um die Welt und ist mutmaßlich der Grund, warum man sich zu Beginn der 70er auf die Erde, die Flower-Power und auf die Essenz des Lebens – unserer Erde und deren Schutzwürdigkeit – zurück besinnte. Die Überschrift, die in ähnlicher Form aus dem Mund eines Besatzungsmitglieds von Apollo 8 stammt, trifft die Sache hier im Kern. Wir als Menschheit sind mit Apollo 8 gestartet, um den Mond zu umkreisen und zu erforschen. Geblieben ist aber der Blick auf die Erde, die sich als Kleinod im scheinbar unendlichen Schwarz des Universums zu verlieren scheint. So voller Leben und Farbe, umgeben von Kühle und Lebensfeindlichkeit.

Astronauten zuzuhören ist hier überaus spannend, insbesondere von der Demut, die in den Erzählungen mitschwingt, kann man sich zur eigenen Entschleunigung im Stress des Alltags eigentlich nicht satthören. So sagte Jim Lovell von Apollo 8

Die riesengroße Einsamkeit des Mondes hier ist furchteinflößend und lässt einen erst begreifen, was ihr zu Hause auf der Erde wirklich habt.
Von hier aus gesehen ist die Erde eine grandiose Oase in der weiten Wüste des Weltalls.

Das ist auch der Grund, warum der Mensch ungeachtet jeder wirtschaftlichen Situation oder jedem zu erwägendem Nutzens oder Nichtnutzens zum Mars muss. Es ist ein Unterschied, ob ein Roboter ein wenig Sand schaufelt und Ergebnisse zur Erde funkt, oder ob ein Mensch – einer von uns – seinen Fußabdruck auf dem Mars hinterlässt und erzählen kann, was er gefühlt hat! Die Bedeutung einer bemannten Marsmission kann sich uns erst erschließen, wenn wir sie gemacht haben! Es ist egal ob es aus eigener Scheuklappen-Sicht nötig ist, wichtiger ist, ob es möglich ist!

Das kommt all vonne Raketen

ist ein Satz meiner Urgroßoma, die wenig Verständnis für die Raumfahrt aufbrachte. Und auch heute ist Raumfahrt landläufig etwas, was einen selbst nicht zu betreffen scheint. Von der Legende des Teflons und der Teflonpfanne mal abgesehen scheint man nicht viel am Hut zu haben mit dem, was die da so machen. Das sagt man auch mal gerne per Satellitenschaltung über das Fernsehen, und ist sich der Ironie scheinbar nicht bewusst! Und doch kann man beruhigt sein, denn es liegt in der Natur des Menschen neugierig zu sein und zu forschen, der tatsächliche Nutzen offenbart sich immer erst später. Auch hierfür ist das Bild für mich ein Zeugnis. Wenn man Wissenschaft einem Nutzen oder einem Zweck unterordnet, der nicht der Wissenschaft selbst entspricht, kann man es auch direkt sein lassen. In den 60ern wurde fleissig geforscht, und mit primitiven Mitteln ist heute vor genau 40 Jahren Apollo 11 gestartet, um vier Tage später auf dem Mond zu laden, und einen Meilenstein der Menschheitsgeschichte zu setzen. Niemand hatte auf dem Zettel, welchen Nutzen die Menschen z.B. durch die von der Raumfahrt angetriebene Entwicklung der Computer je haben würde, das konnte man nichtmal ahnen!

Und wenn die Frage was man denn auf dem Mond will, beantwortbar ist mit der Entdeckung der Einmaligkeit und Schutzbedürftigkeit unseres Lebensraums auf der Erde, so wird mir dies als Antwort reichen! Wer lieber Fakten statt Stimmungen braucht, für den ist „Vom All in den Alltag“ die richtige Lektüre.

Und wer weiß, vielleicht wird man in 1000 oder 2000 Jahren zurück blicken und sich fragen, wie der primitive Mensch es damals geschafft hat zum Mond zu kommen. Ganz so, wie uns heute Stonehenge oder die Pyramiden von Gizeh mehr Fragen als Antworten liefern. Immerhin kann man unseren Raketenantrieb schon mit einem Ritt auf einer Bombe vergleichen, und die gesamte Rechenkapazität von Huston in den 60ern wird heute von jedem halbwegs aktuellen Handy beiweitem übertroffen. Primitiv eben, und Computerprogrammierung ist spätestens seit Visual Basic auch nicht mehr die Krone der Hochkultur. Damit schließe ich im Hinblick auf die Frage, was wir heute mit unserer ungeheuren Rechenkapazität anfangen, mit einem Zitat meines Vaters:

Wir verschwenden unsere Rechenkapazität zur Darstellung von Mäusen auf dem Bildschirm

3 Antworten auf „Wir suchten den Mond und fanden die Erde“

  1. „… welchen Nutzen die Menschen z.B. durch die von der Raumfahrt angetriebene Entwicklung der Computer je haben würde, das konnte man nichtmal ahnen!“
    Da bin ich denn mal ganz Kulturpessimist: Gehts´s uns dank Satellitentechnik und PC in jedem Kinderzimmer besser? Wo waren noch gleich die Vorteile?
    Der Mensch nutzt die ihm zur Verfügung stehende Technik um Kriege auszumerzen, Armut und Hunger zu beseitigen? Das imense kollektive Wissen gespeichert im Net führt zu einer Demokratisierung und Volksbildung – Klassengrenzen verschwinden?
    Wohl kaum.

    Auch wenn ich moderne Technik partiell gerne nutze, weiß ich nicht ob sie wirklich gut für Menschen ist. Wenn schon Grundschulkinder erfolgreich nach „Blowjob“ googeln läuft doch irgendwas verkehrt.
    Und was die Raumfahrt angeht: Abgesehen davon, dass Rüstung sicher ein Hauptgrund für den Griff nach den Sternen ist würde ich dieser Forschung mit der gleichen Argumentation begegnen wie Millardenkrediten für Bänkers oder angeschlagenen Unternehmen: Das Geld würde, in die Bildung investiert (oder in Entwicklungshilfe, Naturschutzprojekte…), sinnvoller angelegt sein.

  2. > Gehts´s uns dank Satellitentechnik und PC in jedem Kinderzimmer
    > besser? Wo waren noch gleich die Vorteile?

    Du zäumst das Pferd doch von der falschen Seite auf! Das wir einen PC im Kinderzimmer haben, ist sicherlich nicht die Schuld der Technik, sondern die Art ihrer Anwendung. Auf die Vorteile der PC Technik braucht man gar nicht lange eingehen, das spürst Du täglich, wenn Du aktiv am Leben teilnimmst! 😉 Und was glaubst Du, wo die Medizin heute ohne Computertechnik wäre?

    > Der Mensch nutzt die ihm zur Verfügung stehende Technik um
    > Kriege auszumerzen, Armut und Hunger zu beseitigen?

    Wie soll er denn? Krieg ist ein Interessenskonflikt, und wo gegessen wird, wird leider auch gehungert. Wobei zynisch betrachtet die Atombedrohung sicherlich manchen Krieg vermieden hat, wenngleich das nur ein äußerst schwermütiges Argument sein kann.

    > Das imense kollektive Wissen gespeichert im Net führt zu einer
    > Demokratisierung und Volksbildung – Klassengrenzen verschwinden?

    Ja und nein. Klassengrenzen sind natürlich, der Wunsch nach der Gleicheit ist schon ein sehr frommer. Solange der Mensch einen Kopf und einen eigenen Willen hat, wirst Du Konflikte haben. Aber auch hier kann man der Technik doch nicht vorwerfen, was sie nicht ist? Mein Fachwissen mit dem ich Geld verdiene, kommt jedoch zu 90% aus dem Netz – kostenlos!

    > Das Geld würde, in die Bildung investiert (oder in Entwicklungshilfe,
    > Naturschutzprojekte…), sinnvoller angelegt sein.

    Was? Wissenschaft ist Bildung! Und Raumfahrt ist Naturschutz! Was soll man dazu noch schreiben? :D. Gerade die Forschung an Mars und Venus haben uns immens geholfen, unser Klima besser zu verstehen, und somit auch in der derzeitigen Form erhalten zu wollen. Und ohne Raumfahrt, der große Blick auf alles, also Apollos Bild auf die Erde, gäbe es wohl keinen Naturschutz, und auch keine Klimaerwärmung, denn erst der große Blick von oben über lange Skalen zeigen uns weitreichende Veränderungen.

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