Euer Lohn im Himmel wird groß sein

Kritik der reinen Vernunft? Die Bibel
Kritik der reinen Vernunft? Die Bibel

Dass ist so alt das Kochbuch, die Sachen können gar nicht mehr schmecken. Zweifelsohne mag  man diverse Lehren aus dem Buch ziehen dürfen. Die Frage bleibt, ob man es will. Aus Nostradamus oder Herr der Ringe kann man ebenso ethischen Nutzen ziehen, wenn man denn möchte. Denn Tolkien hat, ebenso wie die Propheten der Bibel, auch nur mit Wasser gekocht und im Rahmen seiner Umwelt und seines Einflusses geschrieben.

Die Aussage, christliche Werte, manifestiert in den zehn Geboten, hätten den Menschen erst zum Menschen gemacht, kann ich nun wirklich nicht mehr hören. Und eine Erfindung des Christentums oder des wahren, gutmütigen Schöpfers, kann es auch nicht sein. Die Ägypter kannten tausende Jahre vor Christi bereits Regeln die soziales Miteinander ermöglicht haben – ihre über vierzig Gebote. Doch halt: Rom hat, längst im Glauben die wahre Religion für sich und die Menschheit gefunden zu haben, die ägyptische Welt- bzw. Götteranschauung kurzum verboten, samt den 42 Verneinungen des Buches vom Tagweisen Weiterkommens (Ich habe keine Ungerechtigkeiten begangen, ich habe kein falsches Zeugnis abgelegt usw.). So schafft man sich Auseinandersetzung vom Hals. Damit ist das Christentum nicht nur der erste bekannte „Raubkopierer“, sondern verbot kurzum auch noch das Original um zum Erst- und Einzigveröffentlicher zu werden. Verwertungsgesellschafter.

1,13 Milliarden Menschen auf diesem Planeten gehören heute zum Fanclub der römisch katholischen Kirche. 2000 Jahre ist sie alt. Im Religionsunterricht und auf dem Weg zur Konfirmation wurde mir das Bild vermittelt, die Bibel stünde unantastbar am Anfang von allem und wäre das Alles im Nichts. Die Sache mit der Frau, da sind sich die heutigen Theologen fast einig, sind ein Tribut an die damalige Zeit. Damals waren Frauen halt irgendwo zwischen Mensch und Tier. Wirklich? Merkwürdig auch hier: Bereits lange vor dem Christentum existierten Hochkulturen, die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau deutlich besser im Griff hatten. Zudem kannten abermals die Ägypter bereits wissenschaftliche Lösungsansätze und Strategien. Es ist also nicht so, als ob aus der Höhle kommend, das Christentum der Menschheit zum Heil dem sozialen Miteinander Struktur verlieh, sondern im Gegenteil gingen weitreichende Errungenschaften damaliger Hochkulturen unter dem Diktat des Verbots den Bach runter, und die Kirche machte uns eher wieder zu Barbaren denn zu zivilisierten Menschen. Dabei war Kirche Förderer und Forderer und ging stets mit bestem Beispiel voran. Heute verstehen wir das zweite Kapitel des ersten Buches Moses der Genesis, dass Gott zuerst den Menschen – und dann die Frau aus der Rippe des Menschen schuf, so, dass man damit zum Ausdruck bringen wolle, die Frau wäre etwas ganz besonderes, ebenbürtig, eins mit dem Manne. Genau! Ein ebenbürtiger „Untertan“ als „Gehilfin“ – wie es wörtlich in der Genesis steht. Andere sagen, man wolle damit die Hingezogenheit von Mann und Frau zum Ausdruck bringen. Na was denn noch? Ach ja: Übersetzungsungenauigkeiten!

My lovely Mr. singing club

Jedes Kind weiß, dass beim Stille-Post-Prinzip immer irgendwo was hängen bleibt, und die Ursprungsaussage nicht mehr viel mit dem Ergebnis zu tun hat – von der Deutung mal abgesehen. Jeder cineast schaut seine Filme gerne in Originalsprache, denn schon bei eindeutigen Wörtern wird aus „silicon“ gerne mal in anderer Übersetzung „Silikon“. Nun hat das Christentum Deutungshoheit für ein Buch, was x-mal von einer Sprache in die nächste übersetzt wurde, und zudem lange Zeit, vor allem zur Zeit seiner größten Herrschaft, alles andere als open-source war. Ein Buch, welches in weiten Teilen erst Jahrzehnte nach einem Ereignis niedergeschrieben wurde. Schon mal unseren Vorfahren beim lamentieren über die gute alte Zeit zugehört? Da wird das dritte Reich auch mal gerne auf Vollbeschäftigung reduziert. Zudem darf man wohl annehmen, dass die getroffenen Aussagen zweckgerichtet verfasst worden sind, gerade so, wie es die soziale und kulturelle Nische ermöglicht. Wie viel darf ich auf diese Schrift setzen? Das Christentum beruft sich zur Letztbegründung immer auf dieses Buch, im jeweils nach gerade herrschender Weltanschuung ausgeleter Deutung. 

Gott begegnen mit Wissenschaft

Durchaus kann man – oder es begünstigt es zumindest – Gott mit Hilfe der Wissenschaft begegnen, dass schließt sich von Seite der Wissenschaft überhaupt nicht aus. Unsere Welt ist so aufeinander abgestimmt, dass man leicht eine schöpferische Handschrift herauslesen kann. Außerdem gibt es die Punkte, die mit Wissenschaft nicht zu beantworten sind, weil die Methodik der Wissenschaft nicht mehr greift. Wo die Kausalität zusammenbricht bleibt Gott, der die Schöpfung zündete. Darauf berufen sich Theologen in unserer heutigen, aufgeklärten Gesellschaft, die sich irgendwann aufgemacht hat zu versuchen etwas von der Welt zu verstehen, ohne Götter zur Hilfe zu nehmen, auch. Aber dieser Gott ist meilenweit entfernt von der Bibel, oder dem, nach Hagen Rether, hohlem, im Ritual verhafteten, gepuderten Haufen aus dem Vatikan. Tatsächlich könnte man Gott begegnen, ganz ohne Bischof und Schriftdeutung, sondern rein mit Hilfe der eigenen Vernunft in Selbsterkenntnis. Dafür muss ich nicht zur Beichte.

Wo die menschliche Erkenntnis jedoch zu anderen Schlüssen kommt, als dies im Buch der Bücher geschrieben steht, bleibt die menschliche Erkenntnis in Augen der Kirche so lange Hypothese bzw. hat es gefälligst zu bleiben, bis es nachweislich kein zurück mehr gibt. Ein totalitärer Anspruch, mit welcher Rechtfertigung? Das Prinzip verfolgt jede Verteidigung. Ein treffendes Beispiel ist das um längen überlegene, heliozentrische Weltbild gewesen, was eklatant der Bibel, bzw. dessen Auslegung, dem geozentrischen Weltbild, widersprach. In einer Form des Erkennens, die wir erst später als Wissenschaft zu begreifen lernten, forderte nun Galilei angesichts überlegener Erkenntnis die Anerkennung. Das Ergebnis kennen wir alle. Heute legen wir uns die Bibel so aus, dass sie für unsere Zeit gerade gut und günstig ist. Warum halten wir uns also nun so an der Bibel fest? Weil es geschrieben steht, deshalb! Die Bibel selbst fordert die Treue für die Bibel. Ein rekursives Konstrukt. Doch für die zehn Gebote, für „christliches Miteinander“, brauchen wir keine Bibel, brauchen wir keine Kirche. Allerdings benötigt die Kirche die Bibel nach wie vor, um die letztendliche „Beweisführung“ anzutreten. Dem Problem steht man machtlos gegenüber, da der Gegenbeweis immer schwerer zu führen ist, als die These.

Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Stuss erzählen, als man mit seriöser Wissenschaft je widerlegen kann.

Ich gönne jedem seinen Glauben, aber hört mir auf mit katholischer, protestantischer oder welcher auch immer gearteten Religion und dessen Regeln und Statuten. Ein feuchter, überflüssiger Männertraum. Wo ist der signifikante, systematische Unterschied zwischen dem Christentum und Scientology? Man ahnt es: Wir haben die Bibel als Letztbegründung. Außerdem hämmern wir die Akzeptanz des Christentums seit Jahrhunderten in die Köpfe unseres Nachwuchs. Wir haben einen historischen, christlich abendländischen Weg hinter uns. Ist das glücklich? Bei den immer mal wieder aus christlich-demokratischen Mündern formulierten Forderrungen, „die Linke“ müsse ihre unrechtmäßig erlangten Gelder offen- und ablegen, kann ich nur noch laut lachen. Was ist eigentlich mit den Milliarden, die unsere römisch-katholische Kirche unrechtmäßig erlangt hat, als sie ein paar Jahrhunderte mal ihre eigenen Forderungen vergaß, und das heute als „Mißverständnis“ verklärt? Wasser predigen und Wein saufen. Unser christlich-demokratischer Bundesfinanzminister war ja auch gut im Vergessen der Spenden im sechsstelligen Bereich von Waffenhändlern, was mir auch wiederrum ein sehr christlicher Ansatz zu sein scheint. Aber er genießt uneingeschränktes Vertrauen – als Letztbegründung für die Frage nach der Qualifikation. Auch das ist eine super christliche Begründung, welche direkt der Bibel entnommen sein könnte. Ein Dogma; unwiderlegbar und unantastbar. Bringt uns das weiter? Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Zum Schluß noch einmal der gute Hagen Rether zum Thema in einem youtube Video. Interessant übrigens, dass in der offiziellen Vatikan Propaganda auf youtube vom Vatikan selbst Bewertungen der eigenen Beiträge deaktiviert worden sind. Das ist das katholische Selbstverständnis. Nicht verwunderlich, dass in einem selten demokratischen Medium wie youtube sowas dann auch darin endet, dass auf über 600.000 Klicks gerade einmal1300 Abonennten für die Kirche kommen. Da hat Jasper ja mehr, aber der hat auch noch was zu sagen, während Benedikt von allen Gläubigen die „Evangelisierung vorangetrieben sehen will“. Das Ergebnis sehen wir dann hier. Nun zu Rether:

Am Rande noch: Das sich der Islam in Deutschland im Aufwind befindet, ist nach allem was ich bisher gesehen habe, eher ein Identifikationssymbol für die, die gewissermaßen heimatlos sind. In Deutschland sind sie keine Deutschen, sondern höchtens „Deutsche mit Migrationshintergrund“, häufig aber doch „Türken mit deutschem Pass“, und in der Türkei „die Deutschen“. Auch der islamisch geprägte Glaube endet beim Nachwuchs häufig da, wo er lästig wird. Die Keule auszupacken und mit Sharia zu winken empfinde ich so, als würde man  katholische Kreationisten und Fundamentalisten zum Weltbild von Millionen Christen erheben. Jetzt statt den Dialog zu fördern und endlich die Barrieren vierzigjährig mißratener Integrationspolitik niederzureißen, wird groß von der „Islamisierung“ gewarnt und jedes Kopftuch gerät zur Störung der öffentlichen Ordnung. Und das Oberhaupt der christlich katholischen Kirche ist vorne dabei. Zündeln endet jedoch häufig im Feuer, dass hat nichts mit Patriotismus zu tun, nichts mit Dialog, nichts mit Kritik, nichts mit Glaube und Religion und nichts mit Vernunft.

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