Dias digitalisieren mit einem Dia Duplikator

Straßenbahn 1988 München - digitalisiert mit Hama Dia-Duplikator
Straßenbahn 1988 München - digitalisiert mit Hama Dia-Duplikator

Das Prinzip eines Dia Duplikators entspricht im Prinzip dem der Billig-Dia“scanner“. Hier wird das Dia einfach von hinten beleuchtet und abfotografiert. Der große Vorteil liegt darin, dass der Scan eben so lange dauert, wie man mit der Kamera das Dia belichtet.  

Ein weiterer großer Vorteil in dem Fall ist, dass moderne Digitalkameras Bildmanipulation mittlerweile ungefragt unmittelbar vornehmen, und z.B. Vignettierungen bereits ziemlich gut herausrechnen können und auch günstige Kameras längst manuellen Eingriff in den Weißabgleich ermöglichen. Life-View gibt dem Fotoamateur dann obendrauf noch direkt eine passable Vorschau. So kann man tasächlich auf die Schnelle Dias digitalisieren. Preislich liegt man zwischen 50-100€ genau im Bereich der Ein-Knopf-Dia-Scanner, erhält jedoch im Resultat ein mit großem Abstand besseres Ergebnis, da man selbst die Rahmenbedingungen setzen kann. Und je besser die Konstitution des Dias ist, umso besser ist natürlich auch das Ergebnis. 

Der Dia-Duplikator
Der Dia-Duplikator wird über das Filtergewinde direkt vor das Objektiv geschraubt. Man sollte jedoch unbedingt ein Objektiv verwenden, dessen Tubus sich beim fokussieren nicht mitdreht, und, dazu weiter unten mehr, auch möglichst nicht seine Größe verändert (also weder aus- noch einfährt). 

Hama Dia Duplikator
Hama Dia Duplikator

Am hinteren Ende des Dia Duplikators befindet sich eine Streulichtplatte, die für eine gleichmäßige Ausleuchtung des Dias sorgen soll, und dies auch ganz anständig macht. Dahinter wird über einen Schlitten, der in meinem Fall leider gerade mal zwei Dias fasst, das Dia eingeschoben. Der schwarze Block, in dem das Dia steckt, ist zudem noch vertikal justierbar. Am vorderen Ende befindet sich die wichtige Nahlinse, die das Dia auch entsprechend „ranholt“. 

Hama Diaduplikator
Hama Diaduplikator

An crop Kameras liegt die ideale Brennweite des Objektivs nach meiner Erfahrung schwankend bei ~70mm. Nichts also für eine Festbrennweite, hier wird in der Regel das Zoom die Arbeit verrichten müssen, und da kommen wir zu einer weiteren, wichtigen Bedingung für adäquate Ergebnisse: Die Wahl des Objektivs. In dem Brennweitenbereich liegen brauchbare Objektive jenseits des 52mm Gewinde (zumindest ist mir keins für Nikon bekannt), über das der Dia Duplikator verfügt. Also ist in der Regel noch ein ein Step-Down Adapter nötig. Für Nikon habe ich mich bei der Objektivwahl zum 70-300VR entschieden, welches bekanntermaßen ausgesprochen scharf auch schon am untersten Ende ist und mit dem step-down Adapter auf 70mm perfekt das Dia erfasst. Eine Alternative wäre noch mein 28-75 Tamron – allerdings lässt es am oberen Ende doch ein wenig nach, zudem ist es mir ganz lieb, nicht mit der Brennweite noch einen „schwimmenden Wert“ zu haben, der nachgestellt werden muss. Ein 70mm Festbrennweite-Makro wäre natürlich das beste in der Kette, aber man kann nicht alles haben. 

Die Sache mit der Ausleuchtung
Der spärlichen Beschreibung war zu entnehmen, man solle den Dia-Duplikator gegen eine helle Lichtquelle, idealerweise einen bewölkten Himmel richten. Die Streulichtscheibe wird das Dia dann optimal ausleuchten. Das funktioniert in der Praxis wie bereits erwähnt erstaunlich gut. Doch wenn es um mehr als 5 Dias geht, ist das ausgesprochen lästig, das ganze System für jedes Dia erneut auszurichten und zu fixieren, und die Kamera entsprechend anzupassen. Also wäre eine fixe Lichtquelle auf dem Schreibtisch sinnvoll. Und genau dort schaue ich gerade rein. Schnell ein weißes Bild erzeugt und auf Vollbild gezoomt. Hat man nicht den allergünstigsten Monitor, kann man in der Regel die Farbtemperatur genau bestimmen. Dies dann noch übereinstimmend an der Kamera einstellen, und das Spiel kann beginnen – fast! Die Helligkeit schraubt man natürlich auch noch voll auf. Meine Erfahrung zeigt, dass der automatische Weißabgleich bei Verwendung eines Monitors als Lichtquelle schlechter ist als die Wolkenlösung, der manuell eingestellte Weißabgleich aber wieder besser, als das Wolkenprinzip. Über Life-View kann man dann noch entsprechend in das Dia reinzoomen und mittels MF exakt fokussieren. VR ist natürlich auszuschalten. Mit dem Dia Duplikator kann man übrigens sehr schön sehen, wie der VR das Motiv schwimmen lässt. Da das Dia jedoch vor dem Objektiv fest justiert ist, erübrigt sich der VR schon deshalb.

Hama Slide Duplikator an Nikon D300s / Nikkor 70-300VR mit Step-down 67-52mm
Hama Slide Duplikator an Nikon D300s / Nikkor 70-300VR mit Step-down 67-52mm

Den Dia Wechsel praktikabler gestalten
Es kann ausgesprochen nervig werden, immer wieder das System zu justieren, zumal eben der vordere Schlitten noch vertikal schwimmend konstruiert ist. Das ist zwar berechtigt, doch hat man sein setting gefunden, sollte es auch so bleiben. Die Arretierschrauben der zwei Federn können konstruktionsbedingt gar nicht so fest gestellt werden, dass auch das ganze System fest ist – dafür ist es ja federgelagert. Der geneigte Handwerker hat dann schnell ein Brett und ein paar Holzstäbe zur Hand, mit der er das gesamte System, einmal eingestellt, fest justieren kann. Und genau hier ist wichtig, dass sich bein fokussieren nicht die Objektivlänge verändert. So geht die Digitalisierung mit einem Dia Duplikator doch wesentlich schneller. 

Nachteile des Dia Duplikators:
Das Ergebnis kann natürlich nie so genau sein, wie dass eines zeilenweise auslesenden Dia-Scanners. Zudem fehlt beim Dia-Duplikator natürlich gänzlich die hardwarebasierte Staub- und Kratzerentfernung. Auch das multi-exposure, dass das Dia mehrfach in unterschiedlicher Belichtung scannt, um so möglichst alle Zeichnungen des Dia zu bekommen, ist mit dem Dia Duplikator nur über den Umweg der bracketing Funktion und späteren Bildbearbeitung möglich. Die ursprüngliche Dynamik des Dias wird also auf die der Kamera zurechtgeschrumpft. Damit sollte man im Regelfall jedoch leben können. 

Fazit:
Der Dia-Duplikator eignet sich überraschend gut für Dias in guter Verfassung. Gut gelagerte Dias, staub- kratzer- und schimmelfrei, sind damit schnell in guter Qualität, und der Auflösung, die die Kamera hergibt, zu digitalisieren. Verfügt die Kamera über die Möglichkeit die Bilder in RAW aufzunehmen, kann man auch noch nachträglich an der Verbesserung des Dias arbeiten. Hier sollte, wo wir schon mal ein altes Format in ein Neues wandeln, aber gut überlegt sein, ob man seine digitalen Dias wirklich in einem proprietären Format wie NEF speichert – nicht, dass man 20 Jahre später vor dem Problem steht, die digitalisierten Bilder mangels NEF-Reader erneut alle anfassen zu müssen. 

Den Hama Dia Duplikator gibt es im Fotofachhandel, oder natürlich versandkostenfrei an die Haustüre bei amazon. 😉

Juli 83 - Wer da wohl unter der Lärche spielt..?
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12 Antworten auf „Dias digitalisieren mit einem Dia Duplikator“

  1. Dia Dupklikator, Brennweite, bracketing Funktion??????? Ich verstehe nur Bahnhof.

    Voller Erleichterung entdecke ich jedoch das Bild aus 1983 und bin versöhnt ;-). Hat sich doch gelohnt, sich durch den Artikel zu kämpfen. Bitte mehr davon, gerne auch bei einer privaten Vorstellung!

  2. Irgendwo im Netz gab es eine Anleitung, wie man einen Diaprojektor so umbaut, dass man die Kamera mit (Makro-)Objektiv vor die entfernte Linse montiert und quasi die Dias magazinweise abfotografiert. Knackpunkt – was die Beschaffung angeht – ist die Streulichtscheibe, die man in den Projektor einbauen muss. Bei Bedarf müsste ich schauen, ob ich Bookmark finde.

    Die Streulichtscheibe bekommt man angeblich beim Glaser.

  3. Was das Speicherformat angeht: Hälst Du „DNG“ für sicherer?

    Ich sehe eher das Problem, dass man die Speichermedien in 25 Jahren nicht mehr lesen kann. Ich habe noch mit CP/M beschriebene 8-Zoll-Disketten. Ob man die gespeicherten JPEGs heute noch dargestellt bekommt?

  4. Diese Anleitung ist mir auch schon einmal untergekommen. Der Diffusor an dem Hama Teil sieht nicht wirklich kompliziert aus, ich würde fast sagen, dass ist einfaches Plastik-Milchglas (3mm). Vermutlich ließe sich das auch aus einem Blitz-Diffusor bauen, oder einem alten Werbeleuchtkasten. Daher kenne ich dieses Plastik auch. Da müsste man mal meinen Bruder fragen -> http://www.mcmuffin.de/ Nachteilig beim Projektor, abgesehen davon, dass ich keinen habe, ist aber der Plopp-Effekt durch die heiße Lampe, und ich möchte nicht alles umrahmen müssen. 😀 Magazinweise Dias digitalisieren mache ich dann mit dem Coolscan mit Diazufuhr. Dazu später mehr.

    Ich bin zwiegespalten, ob ich DNG verwenden soll. Ich habe schon überlegt meine NEFs „mal bei Zeiten“ zu konvertieren. Allerdings stehe ich da vor dem Problem, dass das DNG Format nicht alle Nikon relevanten Informationen erfasst, wenngleich das bei einem abfotografierten Dia sicherlich verschmerzbar ist. Wichtige Bilder habe ich auch in der Regel aus dem NEF ins TIFF entwickelt, und glücklicherweise kann ich mit der D300s ja auch direkt TIFF schießen (daran muss ich mich aber noch gewöhnen). Allerdings, da Nikon ja auch seit über 40 Jahren mit dem Bajonettanschluß Kontinuität beweist, halten sich meine Sorgen bzgl. der Lesbarkeit in Grenzen. Interessant in dem Zusammenhang waren meine Erfahrungen mit den Canon RAWs aus der 5D Mark II, die mein CS3 schon nicht mehr lesen konnte, weil Canon wieder irgendwas „innovatives“ hat. (ist ja ein häufiger Vorwurf, Nikon wäre nicht innovativ genug -> die negative Umschreibung von Kontinuität)

    Und mit der Lesbarkeit der Medien: Ich habe z.B. noch einen ganzen Stapel 128MB MO-Disks (wollte eigentlich in Anlehnung an Deinen Disketten-Artikel schon längst einen eigenen schreiben), auf dem durchaus wichtige Daten sind. Nur fehlt mir das (funktionierende) Laufwerk mittlerweile. Aber glücklicherweise, so ist meine Erfahrung, kopiert man wirklich Wichtiges (monitär oder ideell) immer wieder um. So landeten meine alten Buchhaltungs-Backups von MO auf CD, dann auf DVD, und liegen jetzt auf dem Raid. Zwischendurch habe ich natürlich immer eine zusätzliche Kopie der auf die jeweils aktuelle Softwareversion konvertierten Datei angelegt. Bzgl. JPG glaube ich eher, dass wir uns in ein paar Dekaden über die praktisch „nur 8-Bit“ Farbtiefe beklagen. Nach dem Motto: So war das damals eben. Gerade mein Fotobuchaktionismus in A3 lässt mich sowieso immer mehr Abstand nehmen von JPG, auch wenn ich mit Tiff dauernd neue Festplatten brauche. Es wird ohnehin Zeit, dass die Fotobuchdienste die Bilder nicht automatisch von JPG nochmal in JPG umrechnen (und dann doppelter Verlust entsteht), und auch nativ TIFF unterstützen.

  5. Vielleicht kann man aus einem digitalen Bilderrahmen eine brauchbare Beleuchtung für das Dia basteln. (Man nimmt die Hintergrundbeleuchtung für das LCD-Display des Bilderrahmens.)

  6. Da gibt es eigentlich nicht mehr viel zu basteln. Meine Lichtquelle ist wie beschrieben der TFT Monitor bei 100% Helligkeit und 6500K. In einer halben Stunde habe ich damit jetzt eben 2 Magazine durchgejagt.

  7. haha wie lustig, alles war auf dem Kinderfoto ist gibbet noch. Das Kind, die Badewanne und wohlmöglich auch noch die Badehose. Die Lärchen stehen natürlich auch noch.

  8. und was mache ich bei massenhafter Stapelverarbeitung? Doch lieber einen Service beanspruchen? Etwa 3 Umzugskisten Dias liegen bei uns im Keller, schätzungsweise 2500-3000 Dias, vielleicht auch mehr. Alt werden lassen oder mich daran machen jedes einzelne zu fotografieren? Vielen Dank für den Test.

  9. Den Stapel verarbeiten! Dann ist Nikon Coolscan mit Sidefeeder Dein Freund. So mache ich das derzeit ebenfalls, ein Bericht dazu kommt später.

    Bei 2000-3000 Dias, je nach Zustand und Dienstleister, kann eine Beuftragung aber schon eine ökonomische Lösung sein.

    Den Duplikator würde ich, wie beschrieben, nur bei Dias in wirklich gutem Zustand nehmen. Und dann bist Du schneller, als mit einem Scanner. Dafür räumt der Scanner nebenher automatisch die Zufuhr leer, und ich muss zwischendurch nur ein paar Dias nachfüllen. Das läuft also nebenher mit. 😀

  10. Mein Onkel (75 Jahre) hat einfach einen Dia Abend wie in der „guten alten Zeit“ gemacht, und die Dias mit seiner Sony „Hosentaschenknipse“ von der Leinwand abfotografiert. Das Ergebnis ist selbst für meinen gehobenen Anspruch vollkommen akzeptabel. Ich hätte nie gedacht das da funktioniert!

    Bei einer Sammlung von mehreren Tausend Dias ist das vollkommen ausreichend. Geht es doch nicht darum einen Fotowettbewerb zu gewinnen, sondern vielmehr um Erinnerungen in die Neuzeit zu holen.

    Das digitalisieren ist das eine, das bekommt man schon irgendwie hin.

    ABER wie geht es dann weiter? 15 TSD Fotos aus 50 Jahren Lebensgeschichte in einer Bilddatenbank zu händeln (Aperture, Ligthroom) ist nicht einfach.
    Das wichtigste Kriterium ist das Aufnahmedatum. Nach der Digitalisierung haben alle Fotos das Digitalisierungsdatum. Aperture bietet hier eine Lösung. (Leider sehr unkomfortabel)

    Wer kenn eine verlässliche einfach zu bedienende Software die das besser kann? GraphicConverter kann das auch, ist aber ebenso umständlich zu bedienen.

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