Hurtig, hurtig, diese Stadtverwaltung!

Bagger wütet auf dem Dachboden der alten Berufsschule Radevormwald
Bagger wütet auf dem Dachboden der alten Berufsschule Radevormwald

Junge Junge, die legen ein ganz schönes Tempo vor. Das ist auch wünschenswert, immerhin gehört die alte Berufsschule nicht wirklich zu den Vorzeigebauten Radevormwalds. Wundern kann man sich indes schon ein wenig. Gerade erst kam dem Meldung über den Ticker, dass man sich mit dem Investor geeinigt hätte, und das Gelände entsprechend veräußert hat, und tagsdrauf fängt man schon an das Gebäude sowie das dazugehörige Gelände mit schwerem Gerät zu bearbeiten. Hier wird angepackt, nicht lamentiert! Weg mit alten Mauern, durch eine super Performance der Stadtverwaltung Radevormwalds ermöglicht.

Hier ist ein ausgesprochener Dank an die Stadtverwaltung zu richten, die ja vor ziemlich genau einem Jahr mit dem RAL-Gütesiegel der Mittelstandsorientierten Kommunalverwaltung ausgezeichnet wurde. Was diese Bevorzugung von gewerblichen Anliegen im Rathaus bedeutet, kann man am Umbau der alten Berufsschule sehr schön sehen. Denn während in anderen, hinterwäldlerischen Kommunen Ewigkeiten vergehen, bis z.B. nötige Baugenehmigungen durch die Instanzen gingen und schlußendlich dem Investor vorliegen, ist die vorderwäldlerische Stadtverwaltung in Radevormwald ganz schön auf Zack. Dadurch, dass bereits einen Tag nach dem Verkauf mit der Sanierung begonnen wurde, musste die Stadtverwaltung vorsorglich ja bereits jede eventuell mögliche Umbaumaßnahme im Detail, mit hofeigenen Architekten selbst ausgearbeitet, rechtlich prüfen, und dafür jeweils eine Baugenehmigung erteilt haben. 40 Tage gibt das Gütesiegel der Stadtverwaltung dafür Zeit, Radevormwald schafft das über Nacht. Anders lässt es sich nicht erklären, dass hier sofort mit der Sanierung begonnen wird. Da bleibt der Mund offen und die Milchzähne werden sauer.

Was ich jedoch auch bei meiner heutigen, fotografischen Besichtigung noch immer vermisst habe, war dieser typische rote Punkt, die Baufreigabe, die über ein genehmigtes Bauvorhaben Auskunft gibt. Wir reden hier ja nicht von einem neuen Fenster mit Blick auf Nachbars Schlafzimmer. Eigentlich wollte ich ja nur dem Bauträger, dessen Name darauf vermerkt ist, hier im Artikel erwähnen und dafür danken, dass er sich der Sache mit der Berufsschule angenommen hat. Doch daraus kann nichts werden, wenn keine Baufreigabe da ist. Da wird man dann doch nachdenklich. Sowas kann doch ein lokal etablierter Bauträger nicht einfach vergessen? Oder muss man die Euphorie über die fantastisch arbeitende Stadtverwaltung in Kombination mit dem anpackenden Bauträger ein wenig bremsen, und es gibt für die massiven Sanierungen noch gar keine Baugenehmigung, es wurde aber trotzdem angefangen? Das Gebäude liegt an der Hauptverkehrsader Radevormwalds. Man darf getrost davon ausgehen, dass alle im Rathaus dafür zuständige Personen Kenntnis darüber haben, was dort passiert. Übersehen kann man es spätestens seit dem Punkt nicht, als der gelbe Baukran oder das Gerüst errichtet wurde. Hören kann man den Baufortschritt im näheren Umkreis ebenso. Und der natürlicherweise anfallende Dreck der äußeren Erdarbeiten, der über die Baustellenfahrzeuge auf die Elberfelder Straße getragen wird, ist auch bereits mit einem Auge zu erkennen.

Schaffe schaffe, Häusle saniere
Schaffe schaffe, Häusle saniere

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier schlicht auf eine Baugenehmigung verzichtet wurde, und diese vermutlich später über das Hinterzimmer durchgewunken wird. Ob das ein rechtmäßiger Verwaltungsvorgang ist, darf bezweifelt werden. Das sollte man mal einem erklären, der seinen Car-Port oder das Gartenhaus wieder abreißen musste, weil keine Baugenehmigung vorlag. Wie heißt es so schön: Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung – meint: Vor dem Gesetz sind längst nicht alle gleich. Erst recht dann nicht, wenn ein Investor der Stadt eine Last am Bein abgekauft hat. Dann kann man auch fünfe gerade sein lassen. Deshalb juckt es auch keinen. Wenn man ein unbedingtes Ziel hat, sieht man über Recht und Gesetz hinweg. Wie in Duisburg. Kollateralschaden. Politik über das Hinterzimmer. Ähnlich wie in Stuttgart; erstmal Fakten schaffen! Nur das sich in Radevormwald kein Schwein für die häßliche Berufsschule interessiert, und noch weniger für Recht und Gesetz. Hauptsache der Klotz wird schön, wie ist wumpe! Was, wenn die jetzt durchgeführten Änderungen derart in den Kuchen gehauen sind, dass dafür, wieder nach Recht und Gesetz, keine Baugenehmigung möglich ist?

Mangelndes Vertrauen in die Politik und Stadtverwaltung ist nicht zwingend ein Resultat natürlichen Misstrauens. Manchmal gibt es dafür triftige Gründe.

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