Ich und der Pinguin

openSuSE 11.3 auf meinem Samsung NC10
openSuSE 11.3 auf meinem Samsung NC10

Und ich war so gewillt! Linux spukt seit über 10 Jahren auch auf meinen Workstations, auf den vielen verschiedenen Servern der vergangenen Jahre im Privatbereich wie gewerblich lief und läuft ohnehin ausnahmslos Linux. Die Shell ist mein Freund. Doch aufgrund vieler verschiedener Unzulänglichkeiten der X Systeme ist es nie zu einem Volleinsatz von Linux auch auf dem Desktop für mich gekommen. Nach der neuerlichen Virenattacke unter Windows hatte ich dann die Schnauze voll und war gewillt, endgültig zu wechseln. Viel Wasser ist seit den 90ern den Rhein runter geflossen, hier wird doch endlich ein Start möglich sein?! Das hätte auch den spannenden Nebeneffekt gehabt, mir die dummen Gesichter des ausschwärmenden Nachwuchses in Richtung meines Arbeitszimmers bestaunen zu können, die auf der Suche nach irgendwelchen Spielen auf Windows Kisten nur noch Pinguine sehen. Ich habe mir schon die Alternativen gesucht, bin bei Quanta gelandet, hätte unter Schmerzen auf Outlook verzichtet und mir den Buchhaltungskram sowie den für meine Arbeit ebenfalls notwendigen Internet Explorer über eine VM reingeholt. Doch daraus wird nichts – noch immer nicht!

Auf meiner aktuellen Workstation habe ich letztes Jahr neben Windows natürlich auch Linux eingerichtet – OpenSuSE. Macht der Gewohnheit. Leider war es mir jedoch nicht möglich die von mir gewünschte Konfiguration eines Mehrbildschirmbetriebs beizubringen. Entweder schmierte die Kiste ab, oder ich durfte mir auf dem Hauptschirm ein verzerrtes Duplikat des Hauptschirms anschauen. Doch auf einem Monitor kann ich nicht arbeiten, mit einem verzerrten Bild schon gar nicht. Das Internet spuckt in etwa den Wortlaut aus „ist bekannt, ATI ist doof, später vielleicht“. Aus Mangel an Zeit habe ich dann Linux erstmal links liegen gelassen, und das einzige, was ich für Monate von meiner Installation sah, war der bootloader grub. Zwischenzeitig muss ich schließlich auch mal ein wenig Pixel schubsen und geschweifte Klammern schreiben.

Jetzt wird alles besser!
Der Virenbefall löste ein „Jetzt reichts“ aus. Aus ein wenig Reflektion wuchs die Kenntnis, dass es kaum einen zwingenden Grund mehr gab bei Windows zu bleiben. Ich brauche kein DirectX mehr, tausche im täglichen Arbeitsablauf keine außergewöhnlichen Formate aus, und auch die Virenscanner kann ich mir gerne sparen. Wenn ich mal noch was spiele, ist das alles Retro-Kram der auch unter Dosbox läuft, oder auf meiner ausgemusterten DIA-Digitalisierungskiste. Was würde ich vermissen?

– Ganz grob Adobe
– Nikon Capture NX

Verschiedene andere Dinge könnte ich mir über die VM wieder reinholen:

– Outlook
– Lexware

Die allergrößte Zeit jedoch verbringe ich in Texteditoren, und die hat es unter Linux bekanntlich reichlich. Um vernünftige SSH und FTP Clients muss ich mir auch keine größeren Sorgen machen. Also wagen wir es?

Erstmal ein Update!
openSuSE  11.3 war zwischenzeitig veröffentlicht, und es sollte viel neues unter der Haube geben. Also erstmal ein Update gemacht. Schon während der Installation wurde der Bildschirm schwarz, die Kiste installierte aber fleißig weiter und startete schließlich neu. Doch statt KDE 4 erblickte nur der aufgehübschte Textmodus das Licht. Ans X-System war nicht zu denken. Ich spare mir die Fehlermeldungen und unzähligen Suchanfragen aufzuzählen, damit ich dieses Problem in den Griff bekomme. Kommen wir zum Schluß: Jetzt habe ich kein Mehrbildschirm-Problem mehr, jetzt habe ich überhaupt kein X-System. Und die Dauer der Problemlösung übersteigt empfindlich das Zeitfenster, welches ich zugestand. Also wieder Windows.

Nicht ganz Windows
Zwischenzeitig habe ich dann doch noch Linux wenigstens auf meinem geliebten Samsung NC10 installiert, hier vermisse ich überhaupt nicht, bzw. bin auf nichts aus der Windows Welt angewiesen. Doch auch diese Installation war alles andere als fehlerfrei und mit zahlreichen Problemen behaftet. Ich konnte sie nun alle lösen und freue mich über einen schönen Desktop mit vernünftiger Funktionalität und allem, was ich auf meinem Netbook benötige. Doch der Weg dahin war eine Katastrophe!  Exemplarisch möchte ich hier den fehlenden Ton in Flash beim surfen erwähnen. Hier gibt es seitenweise Erklärungen und Lösungsmöglichkeiten, doch die wirkliche Lösung liegt so viel näher. Da muss man auch erstmal drauf kommen! Und die Linux Dosbox schmiert natürlich, wie sollte es anders sein, bei Bundesliga Manager Hattrick ab. Sonst läuft aber nun alles soweit, und es hat nur geschätzte acht Stunden Einrichtung gekostet. Juhu. Tetti schrieb die Tage ja auch von einem dieser einfachen Probleme mit Linux.

Nun hänge ich seit SuSE Linux 5.x mehr oder weniger an dem System, doch noch immer finde ich nach über 10 Jahren das System einfach nicht Desktop-tauglich. Zumindest dann nicht, wenn man einfach nur effizient damit arbeiten will. Ich will nicht ständig meinen Tennisschläger neu bespannen müssen, ich heiße nicht Boris Becker. Ich will einfach nur draufschlagen!

3 Antworten auf „Ich und der Pinguin“

  1. Meine Erfahrung mit openSuSE? Funktioniert super im Hause SuSE. Die Programmierer aus dem Hause verbasteln das System gerne, da sie an einigen Stellen nicht über den Tellerrand schauen.

    Auf meinem Netbook werkelt XP, bei Bedarf läuft Linux in Virtualbox oder die Netbookversion von Ubuntu vom USB-Stick.

  2. schon mal ubuntu versucht? War sehr zufrieden, bis ich keine Lust auf VM oder Wine Einrichtung hatte wegen iTunes (für iPod) oder unsere Windoofs Vereinssoftware. Das ist aber auch schon wieder gut 2 Jahre her. Ich glaube da hat sich auch einiges getan und das Einrichten sollte einfacher gehen.
    Evolution als Mail Client kommt ziemlich nahe an Outlook ran, finde ich. Wobei ich ich ehrlich gesagt kein Outlook – „Expert“ user bin.
    Und das installieren selbst geht wesentlich schneller als bei Windows. Einmal installieren, einmal update und fertig. Dann noch proprietäre Treiber für Graka installieren (aber das muss man bei Windows ja auch) und vielleicht die eine oder andere Hardware extra behandeln. Aber im „Normalfall“ sollte das meiste erkannt werden.
    Und nicht wie bei Windows erst SP 2 dann fixes dafür, dann SP3 und fixes dafür, dann den neuen IE und WM Player plus fixes usw… Zumindest ist das die Quälerei bei jeder XP Installation…
    Einfach mal die Live CD testen… Man kann dann auch direkt von der Live CD installieren, wenn gebootet ist.

  3. Irgendwas hält mich von ubuntu ab, aber frag mich nicht, was. Natürlich habe ich es schon mal probiert (ist aber auch schon länger her), ich habe glaube ich jedes halbwegs populäre Linux schon mal irgendwo probiert. (und erinnerte mich beim Verfassern dieses Artikels an die CorelLinux Geschichte – habs aber weggelassen ;))

    Nun habe ich mir natürlich auch Evolution schon angeschaut, aber an Outlook schätze ich eigentlich das drumherum mehr, als den reinen E-Mail Client. Hier gibt es ja ausreichend Auswahl, da würde mir ja im Prinzip schon pine reichen. 😉

    Was Windows angeht: Wirklich Zeit kostet mich die Einrichtung der ganzen Programme und Dienste, die ich so brauche. (Apache, MySQL, PHP, Office, Buchhaltung usw.). Von Windows selbst habe ich mir eine XP+SP3+Treiber InstallationsCD mit nLite erstellt; das kostet mir also wenig Mühe.

    @tetti: SuSE war ja immer schon irgendwie verschrien. Erst musste man RedHat nutzen, dann musste es unbedingt mandrake sein, debian ist schon immer besser gewesen, aktuell ist es ubuntu. Vielleicht liegt es an meinem „jetzt erst recht“, dass ich vom ungeliebten SuSE nicht wegkomme. Außerdem habe ich mich, wie bei Windows, doch arg an das System gewöhnt.

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