Wenn Fußball Politik wäre…

Strafraumgeplänkel
Strafraumgeplänkel
  • … würde eine deutlich unterlegene Mannschaft dem Gewinner vorwerfen, die eine oder andere Chance ausgelassen zu haben.
  • … würde der Gewinner fortan den Verlierer mit Genuss die eigene Schwäche vorhalten.
  • … hätte ein Unentschieden von Erzgebirge Aue einen höheren Stellenwert, als die eigene Niederlage.
  • … würde ein Trainer auf dem Abstiegsplatz am 32 Spieltag den Verein mit der Begründung verlassen, dass Fußball ein Teil von seinem Leben ist, aber Fußball nicht sein Leben.
  • … würden Spiele am grünen Tisch entschieden und in Scheinspielen im Stadion theatralisch nachgestellt.
  • … wäre das Ego des Trainers wichtiger als die erfolgreiche Arbeit auf dem Platz.
  • … würde man sich Partnervereine nach Spielstärke aussuchen und nach Belieben austauschen.
  • … schreit der Gegner bei einem Eigentor nach personellen Konsequenzen, vermutlich aus ungewollter Bevorteilung.
  • … würden am Tag der Meisterschaft Analysten losgeschickt, die aufgrund der aktuellen Ergebnisse den nächsten Meister „errechnen“.
  • … wäre Schalke schon x-mal Meister geworden.

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Plädoyer für Hi-ISO

HI-ISO H1.0 100% CROP
HI-ISO H1.0 100% CROP

Ja, man mag Beweggründe des Marketings anführen, die Empfindlichkeit der Fotochips bis ins Unermessliche aufzublasen. Man bekommt fast das Gefühl, zum fotografieren wäre Licht in Zukunft eher schädlich.
Der regelmäßige Leser meines verstörten Blogs weiß um meine Bemühungen der Digitalisierung des väterlichen Dia-Archivs. Was mir hier immer wieder ins Auge fiel, ist die Qualität der verwendeten Filme. Das grobe Korn. Und doch sind die 2-3 Bilder eines Ereignisses die einzige bildliche Erinnerung. Gerade die nicht allzu genaue Darstellung übt doch einen großen Reiz auf mich aus. Weil es Vergangenheit ist? Erinnerung? Das Motiv? Eine leicht bekleidete Frau mag mehr Reize liefern als eine komplett entkleidete. Vielleicht ist es gerade die Unperfektion, die Phantasie, die bei alten Bildern meinen Kopf schweben lässt.

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Der Feind läuft davon…

… und wir schauen tatenlos zu!

ARD Brennpunkt zwischen der Tagesschau und „Traumhotel Tobago“. Da sitzt man in der warmen Stube und sieht Menschen auf der Straße, die für sich kämpfen. Hamed Abdel-Samad hat vor nicht allzulanger Zeit beschrieben, dass den islamisch geprägten Ländern die Zeit davon läuft, wenn sie weiter ihren Koran zum Gesetz erklären und die moslemisch-beleidigte-Leberwurst spielen. Und jetzt erleben wir binnen kurzer Zeit nach Tunesien einen Aufstand in einem weiteren moslemisch geprägten Land?

Plötzlich erleben wir nach einem zunächst spürbaren Anstieg und einer Radikalisierung des Glaubens binnen weniger Jahre, dass Moslems jetzt für „westliche Werte“ auf die Straße gehen, Menschenrechte und Demokratie fordern. Wo ist der großartige Schrecken hin, der uns immer wieder aufgetischt wird? Der große böse Islam, und die große islamische Sippenhaft? Junge Ägypter schauen in die Welt und sehen, dass Ihre Regime und nicht zuletzt die alles rechtfertigende, patriarchische Staatsreligion in dieser Form ausgedient hat, weil ihnen der Rest der Welt davon läuft. Mit dem eigenen Kampf um Menschenrechte und Demokratie ginge uns der nächste große Feind verloren, und die Amerikaner, die immer gut darin waren ihre gefälligen Diktatoren in der Welt zu platzieren, fürchten öffentlich einen Regierungsputsch. Denn der Wandschrank des Bösen leert sich zunehmend in einer Welt, die sich mehr und mehr vernetzt, und wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit in der Lage ist, die Stimme zu erheben und sich zu organisieren. Die Grenzen verschwimmen, und mit wikileaks scheint der Feind im Land die Freiheit zu werden. Was würden die armen Amerikaner, die ohnehin wirtschaftlich am Boden sind und sich mit Waffenproduktion über Wasser halten, nur ohne Feind? Klar, einen neuen installieren. Aber wen? Bin Laden kam doch so gelegen, und jetzt schicken sich so ein paar Freiheitsdenker an, jahrelang aufeinander eingespielte Systeme niederzureißen? Dabei habe ich mir beim check-in so gerne an den Sack packen lassen. Das habe ich mir verdient! Jetzt noch schnell eine Steinigung im Iran zwischenschieben!

Und die Schauspieler von „Traumhotel Tobago“ haben schon vor 30 Jahren genau die gleichen Filme gemacht und die selben Dialoge geführt. Das ist wahre Liebe zum Beruf. Der Malocher am Fließband macht ja auch seit 30 Jahren nichts anderes. Brauchen Sie die Quittung?

http://www.youtube.com/citizentube

Update: Und was machen eigentlich die Deutschen Nachrichtensender derzeit? Zweite Weltkrieg und Tier Dokus. Scheint nichts los zu sein in der Welt. Oh halt – CNN sieht das noch anders. Gut, dass ich GEZ zahle! Traumhotel Tobago war wunderschön. Vielleicht plane ich mal einen Urlaub in Ägypten.

Jauche umbringen

Kind der emanzipierten Familie
Kind der emanzipierten Familie

Unlängst stellte sich ein Mann vor eine Kamera, der aussah, als hätte er noch Gummistiefel an und wäre gerade von der CDU vom Trecker gezogen worden, als er einen Anhänger Jauche umbringen wollte, und machte unmissverständlich klar, dass der Kindergartenplatz in NRW nach wie vor kostenpflichtig bleiben wird. Ungeachtet jeder ungeklärten Handlungskompetenz hat das auch was von Jauche umbringen. „Jauche umbringen“ weiterlesen

Der Ball ist 90 Minuten und das Spiel dauert rund!

… und wennste die Kirsche vorne nicht einnetzt, bekommste se hinten rein.

Signal Iduna Park: Dortmund - Stuttgart
Signal Iduna Park: Dortmund - Stuttgart

Und die umfassende Antwort auf die Frage der Saison, wer den BVB stoppen kann, durfte ich gestern ausgerechnet live miterleben: Er sich selbst.

Anpfiff Zweite Halbzeit: Borussia Dortmund - VFB Stuttgart, 1:0
Anpfiff Zweite Halbzeit: Borussia Dortmund - VFB Stuttgart, 1:0

1:1 nach 90 Minuten und die alte Erkenntnis, dass man Chancen in Tore verwandeln sollte, um zu gewinnen. Immerhin habe ich ein paar nette Bilder vom Stadion gemacht.

Eine Rose für besondere Gelegenheiten…

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose

Irgendjemand hat ihm eine zarte Rose geschenkt.
Bei der Obduktion war sie zwischen die Zähne geklemmt.
Als man den Kiefer aufbrach rutschte sie zärtlich heraus,
und sah zwischen den Geschwüren schon fast romantisch aus.

In der Brust schlief sie tief, an den Rippen angeschmiegt.
Man nähte zu, so dass sie heut‘ wohl dort noch liegt.
Der milde Eiter hat sich ihr zur Vase gemacht.
Trink dich satt kleine blutrote Rose, Gute Nacht!

N.O.E – Fast romantisch

Ein anhaltender feuchter Männertraum

BVB Trikot Meister-Saison 94/95
BVB Trikot Meister-Saison 94/95

Es gab schlimmere Tage für mich, als derzeit den Pressespiegel zur Fußball Bundesliga zu lesen. Wenn man bei Unreal Tournament 15 kills hintereinander hinlegt, ohne selbst getötet zu werden, attestiert einem eine selbstbewusste Stimme „Dominanz“. Aus ganz unerfindlichen Gründen, zumal ich Unreal seit Jahren nicht mehr gespielt habe, habe ich diesen Mann und seinen Tonfall ständig im Kopf. Es mag daher kommen, dass Dortmund einsam und alleine die Liga anführt. Es mag daran liegen, dass ein Saisonrekord nach dem anderen einfahren wurde, und unabhängig des Endresultats es eine tierische Freude bereitet hat, zuzuschauen. „Noch nichts erreicht“ stimmt ja auch nicht ganz. Es mag daran liegen, dass ab und an der Eindruck entsteht, Dortmund besiegt den Großteil seiner Gegner nach Belieben. Es mag daran liegen, dass Leverkusen in einem ähnlich hohen Tempo, wie es bei Unreal allgegenwärtig ist, überrannt wurde – immerhin der prognostizierte Konkurrent im Kampf um die Meisterschaft. Es mag daran liegen, dass Gott und die Welt Dortmund über die Winterpause in die Kriese reden wollte, und sie alle selbst verloren haben. Sicher bin ich mir nicht. Schön, dass ich nächste Woche Samstag schon was vor habe!

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Kirche wohin man blickt

Christliches Abendland: Katholische Hofkirche Dresden
Christliches Abendland: Katholische Hofkirche Dresden

Ich dachte ja, es wäre mein Exklusiv-Thema mit dem ich nerve. Und ich hatte mir fest vorgenommen, es dieses Jahr im Blog zurück zu fahren. Jedoch muss ich feststellen, dass das Thema mit allerlei Meldungen täglich aus Funk und Fernsehen immer wieder zu mir rüber schwappt, auch ohne dass ich mich selbst darum kümmere. So exklusiv habe ich das Thema nicht, vom Käseblatt bis zur Interlektülle – wir feiern eine Rückkehr des Mittelalters. Christen sprechen davon den »Kampf zu gewinnen«. „Kirche wohin man blickt“ weiterlesen

NON STOP CITY – Kanalglühen Ruhr 2010

NON STOP CITY - Ruhr2010
NON STOP CITY - Ruhr2010

Die Sonne küsste noch zart die oberen Blätter der Baumwipfel. In weiter Ferne sah man im goldenen Rot des Sonnenuntergangs durch die geometrisch gewobene Eisenbahnbrücke hindurch, die sich majestätisch bis brachial durch die Natur über den gleichsam künstlichen und doch naturell vereinnamten Kanal hinweg erhob, den Wasserdampf eines Abstichs aus einem der verbliebenen Hochöfen Duisburgs. Hier ist alles Kohle und Stahl. Die Silouette der Stahlfachwerkbrücke erweiterte ihr Schattenspiel auf das mühsam fließende Wasser. Wir stehen am Ufer des Rhein-Herne-Kanals, irgendwo in Duisburg-Meiderich. Ruhrpott. Eisenbahn, Schiffahrt, Kohle und Stahl. Der Geruch nach Brennstoffen, Schmierstoffe. Kohlenmonoxid aus großen Blechrohren verbreitet sich wie der Nebel am Morgen über das Wasser und raubt einem die Luft.

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Wollt ihr den totalen Krieg?

Jedem seine Religion. Das ist so traurig.

Man muss sich wohl schlicht damit abfinden, dass der Mensch nicht nur eine höchst schicksalhafte Existenz zu meistern hat, sondern dass er dies auch nur aus einem höchst begrenztem Horizont heraus beschreitet. Jeder für sich.

Ich kann und will es noch nicht fassen
wie schwer das ist ein Mensch zu sein

Und wer sich bei obigem Video erschrocken hat, weiß wie ich mich fühle, wenn Menschen auf die Knie fallen und Glaubensbekenntnisse in der Kirche runterrattern, dessen Inhalt sie nicht rational begründen können, und die Überheblichkeit besitzen, dies auch nicht zu müssen.

Ein dummer Befehl im Gleichschritt-Marsch
So nützlich wie die Pest am Arsch
Nur einzelne Worte in meinem Kopf
Ich denk‘ daran – Vergeß es nicht!

echo „Jahresrückblick „. date(‚Y‘, time());

Mann erhängt sich. Frau erschlagen.
Kind vermisst seit sieben Tagen.
Glaubenskriege, Religionen.
Datenschutz, Aggressionen.
Tankerunglück, Wachstumsrate.
Fanatismus, Attentate.
Katastrophen, Drogentote.
Fremdenhass. Die 10 Gebote.

Was ich denk‘, und was ich fühl‘,
ist scheiß egal in diesem Spiel.
Chaos, Chaos!
Chaos auf der Welt und in meinem Kopf.

Sozialabbau, Wirtschaftskriese.
Asylanten, Zukunftsziele.
Neonazis, Autonome.
Wohnungsnot, Inflationen.
Wasserwerfer, Straßenschlacht.
Terrorismus, Arafat.
Geburtenrate, Papstbesuche.
Visuelle Verblödung.

Hass – Choas

Sicher, ein paar Begriffe müssten dem Zeitgeist angepasst werden. Ansonsten ist der Liedtext  „Chaos“ aus dem Jahr 1994(?) der altehrwürdigen Marler Punkband Hass ein Kandidat für die Wiedervorlage. Doch abseits der Headlines

Unglück biblischen Ausmaßes in XYZ – Touristen tot!

gibt es glücklicherweise auch noch das private Leben.
Und während ich in väterlicher Tradition, aber gesundheitsbewusster, in Vanilleschwaden eingehüllt, vor 47″ Bildschirmpixellampen die Fotos 2010 für mein neues Fotobuch sichte, muss ich doch feststellen: 2010 war persönlich ein Jahr der Highlights. So viele schöne Erinnerungen an das vergangene Jahr mit so lieben Menschen. Was soll man groß sagen?

So schön wie hier, kanns im Himmel gar nicht sein
Christoph Schlingensief † 21. August 2010

Und das bleibt auch richtig, trotz aller menschlicher Unzulänglichkeit, die mich täglich durch die Medienlandschaft belästigt. Ich schließe mit der wichtigsten, durch ALLE Medien gegangene Meldung des Jahres 2010:

iPhone Bug lässt Wecker verstummen