Jauche umbringen

Kind der emanzipierten Familie
Kind der emanzipierten Familie

Unlängst stellte sich ein Mann vor eine Kamera, der aussah, als hätte er noch Gummistiefel an und wäre gerade von der CDU vom Trecker gezogen worden, als er einen Anhänger Jauche umbringen wollte, und machte unmissverständlich klar, dass der Kindergartenplatz in NRW nach wie vor kostenpflichtig bleiben wird. Ungeachtet jeder ungeklärten Handlungskompetenz hat das auch was von Jauche umbringen.Er begründete das mit dem Argument, dass aufgrund des demographischen Wandels gar keine andere Möglichkeit bestünde (alternativlos). Weil wir also in Zukunft weniger Kinder haben, und dies weiter brav als unabänderlichen Zustand proklamieren (alternativlos), sorgen wir jetzt schon mal dafür, dass sich das auch ja nicht ändert! Der Mathematiker würde das wohl Exponentialfunktion nennen. Sieht man ja überall in der Natur, kann nicht schlecht sein. Zurück zur Natur hat ja Konjunktur.

Wie wäre es mal mit einer Aufforst- statt Abwrackprämie? Dass dieses Konzept wider jeder Vernunft bestens funktioniert, haben wir ja erleben dürfen, und dem Kind bzw. der späteren Generation dürfte es herzlich egal sein. Deshalb streichen wir bei den »sozial schwachen Familien« auch mal direkt die Kohle. Was sagt das eigentlich über eine Gesellschaft aus, die eine finanziell schwache Familie als sozial schwach tituliert?

Also doch lieber beim Hündchen bleiben? Vielleicht längst auf ebensolchen gekommen?

Als ich die Tage in Wuppertal-Elberfeld an roter Ampel unter den City-Arkaden stand, als ich vom nahegelegenen Krankenhaus, wo ich Zuwachs der erweiterten Familie begrüßte, so an der roten Ampel stand, fiel es mir wieder wie Schuppen vor den Augen, weil sie gerade über meinen Kopf rumpelte: Die Schwebebahn! Sie steht sinnbildlich. Heute wäre ein Projekt wie die Schwebebahn überhaupt nicht mehr möglich. Nicht nur, weil wie in Stuttgart genug Bürger auf die Straße gehen würden, sondern, weil überhaupt kein Spielraum mehr ist; weil sie visionär war. Außerdem wäre dies eine langfristige Investition. Langfristige Investitionen haben wir uns abgewöhnt. An langfristigen Zielen sind wir auch nicht mehr interessiert, mal abgesehen von der Kernkraft, der wir nur auf ganz langen Skalen (alternativlos) abschwören können.

Deshalb verscherbeln wir auch den Sprit im Auto, statt los zu fahren, weil in Legislaturperioden gemessen wird. Schon an Schulen wird heute quartalsweise abgerechnet; Berufsvorbereitung. Was interessiert es die Trampel der CDU real, was in 20 Jahren ist? Und deshalb kassieren wir heute die Kohle der noch vereinzelt vorhandenen, aber vom Aussterben bedrohten Eltern, statt dafür zu sorgen, dass sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.

Eltern und Kinder durchfüttern wird nicht funktionieren! Die Eltern durchfüttern, da sie nunmal da sind, scheint die naheliegendste Antwort zu sein, zumal sie für derartige Entscheidungen Handlungsmöglichkeiten inne haben. Nur vergessen wir damit, dass auch wir mal durchgefüttert werden müssen. Wenn wir jetzt massiv investieren statt kassieren, kann die Lage in 20 Jahren schon ganz anders aussehen. Aber wer die Kuh nur immer weiter melkt statt füttert, wird sehr bald selbst verhungern.

Und geb‘ der Dummheit einen Namen,
lass sie alles konstruieren.
Zusehen, betroffen sein, wegschauen?
Zusehen, betroffen sein, wegschauen!

umbringen: Bergische Mundart für publizieren, verteilen, austragen

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