Leuchttürme, vom Krankenbett aus gesehen

So ein Typ von der Bild meint, die Politiker halten die Bürger für Idioten. Bosbach protestiert vehement:“Entgegen landläufiger Meinung…“

Guttenberg kopiert sich eine Doktorarbeit zusammen, und Merkel kritisiert und kriminalisiert Musikkopierer:“Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt“ und bleibt jeder Diskussion um Guttenberg fern. Doch wer sagt, man hätte ihn nicht als wissenschaftlichen Mitarbeiter eingestellt, dem ist keine Kritik zuzubilligen, wenn die besoffene Käßmann Nachts über rote Ampeln fährt. Die hat man ja schließlich nicht als Chauffeuse eingestellt.

Wie lange dauert es, bis ein Staatsoberhaupt zum Despoten wird? Neben der Unhaltbarkeit Mubaraks in Ägypten ist Gaddafi in Libyen ganz plötzlich der kranke Irre. Vor vier Wochen war er noch der suveräne und wichtige Handelspartner. Von jetzt auf gleich wurde Mubarak in allen Medien vom Präsidenten zum Potentaten, nachdem ein Tag zuvor dieses Wort zweimal  in einer Talkrunde gefallen ist.

Thilo Sarrazin sitzt im Fernsehen und schwafelt erneut über sein Buch. Lanz fragt, warum er die Hälfte der Wahrheit weggelassen habe, aus der sich herausbildet, dass es sich nicht um ein Migranten- sondern ein soziales Problem handelt. Lapidare Antwort:“Das wäre zu lang geworden“.

Bei der CSU hält man noch viel von alten Werten. Deshalb ist man sich auch nicht zu Schade, in der Guttenbergdebatte eine Ikonografie aufzubauen, die sich so Worten wie „Stahlgewitter“ bedienen muss. Der arme.

Frontex, eine von er EU installierte Agentur die zur Konzentrierung von Flüchtlingen in Lagern beiträgt, kümmert sich jetzt um ihre „Kunden“ in Lampedusa. Muss man eine solche Agentur nennen wie ein Insektenschutzmittel? Italien möchte gerne, dass sich die EU gemeinsam um das Problem kümmert. Da hat aber keiner Bock drauf. Teamwork nur, wenn es einem selbst nutzt.

Nach den Aufständen in Libyen wird der Sprit teuer. Plötzlich bewegt sich die Welt. Mord und Totschlag gab es zuvor doch auch schon in beträchtlichem Maße?!

Stéphan Hessel schrieb in biblischem Alter noch ein Buch und rät der jungen Generation:“Empört Euch“. Deutschland als drittgrößter Waffenhändler und langjähriger Gönner diktatorischer Regime zur eigenen innerern Ruhe ist plötzlich ganz empört, dass die Diktatoren ihre von Deutschland geschenkten Waffen sprechen lassen, statt wie vorgesehen mit den Waffen Kindergärten und Krankenhäuser zu bauen. Gut, dass wir auch eine ausgeprägte Pharmaindustrie haben. Damit es irgendwie weiter geht…

Vormittags kann man im Fernsehen eigentlich nur Assis sehen die schlecht schauspielern und Assis verkörpern. Bloß keine Neiddebatte, heute lief die Dokumentatation eines Hartz IV Pärchens, welches sich ihr Eigenheim schuf.

Wo wir bei Hartz IV sind: Toll diese 5Euro. Uns Ursel wird ihr perfides Spiel weiter spielen und mit Zahlen und Statistik einen auf Großmutti machen. Die Umfragewerte geben ihr ja recht, die sind ja auch bei Gutti noch gutti. Wen wunderts. Wenn herauskommt, dass Guttenberg Katzen ertränkt, veröffentlicht Bild eher die besten Wassertonnen, als einen kritischen Artikel.

Und wo ist eigentlich Al Quaida? Verzweifelt versucht der uns so lange aufgetischte Schrecken der islamischen Welt an den Revolten zu partizipieren. Nichtmal Kleingeister wollen sie haben, ihr Einfluß scheint irgendwo zwischen null und Luft zu sein. Währenddessen beharrt Pro-NRW darauf, dass die eigene Ignoranz in größeren Türmen praktiziert werden muss, als die fremde Ignoranz.

In Dresden marschieren vom Staat geschützt tausende Rechtsextremisten auf, die Parolen wie „Gegen Demokraten helfen nur Granaten“ skandieren und ungehindert, von der Polizei geschützt, Übergriffe auf Häuser vornehmen. In der Tagesschau ist man empört vom Linksextremismus, der für die Demokratie einsteht und auf die Straße gegangen ist. Gewalt ist keine Lösung – wenn man auf der Couch sitzt.

Auf RTL2 läuft der große IQ-Test. Das Publikum beklatscht, wie ein mehrfacher Familienvater eine simple Rechenaufgabe korrekt gelöst hat. Wieder und wieder … und immer wieder beklatschen wir den kleinstmöglichen Nenner. Gleichzeitig überzeugt eine selbsternannt intelligente Blonde darin, auch die einfachsten Fragen nicht beantworten zu können.

Zeit gesund zu werden.

Eine Antwort auf „Leuchttürme, vom Krankenbett aus gesehen“

  1. Was Deine Gesundheit betrifft, da scheinst Du doch auf einem sehr guten Wege zu sein, wenn Dir diese beschriebe Realitätswahrnehmung so ans Gemüt geht.

    Gute Besserung wünsche ich Dir, unserer Gesellschaft ist nicht mehr zu helfen.

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