Dilettantismus

Zugbegegnung auf der Müngstener Brücke, heute unvorstellbar
Zugbegegnung auf der Müngstener Brücke, heute unvorstellbar

Der größte Feind in diesem Land ist der Dilettant. Und mit dem Denunziant hat er gemein, dass er nur überflüssig aufhält. Schlägt man das Lexikon auf und sucht nach Dilettantismus, so ist die Chance vermutlich sehr hoch, links oder rechts daneben ein Logo der Deutschen Bahn zu sehen.Früher wirkte die Deutsche Bahn wie ein kundenorientiertes Unternehmen, obwohl es eine Behörde war. Jetzt, viele Monde nach der Privatisierung, erscheint sie einem als kundenfeindliche Behörde, obwohl es mittlerweile ein Unternehmen ist. Klorollenbedarf für zwei Wochen Durchfall würden nicht ausreichen um schriftlich zu erfassen, was sie sich im Fall Müngstener Brücke so alles geleistet hat.

Es fällt mir tatsächlich schwer das alles so zu erfassen, dass man daraus eine alle facetten einschließende Story machen könnte. Aber eins ist klar: Je abwegiger die Phantasie seine Blüten treibt, umso größer ist die Chance, dass es irgendwas mit der Müngstener Brücke gemein hat.

Wo soll man bei der Posse genau anfangen? Zu viel gäbe es zu berichten, und es ist mit schon beim Life-Ness schwer gefallen, all die ganzen Einfälle über die Zufälle der Reinfälle zu ordnen. Deshalb auch heute zur Müngstener Brücke nur das neueste:

Nachdem jetzt nach langem Hickhack in allen Medien überraschend  so freudig verkündet wurde, dass der Fahrbetrieb wieder aufgenommen wird, war der geübte Leser schon darauf vorbereitet, dass dies tagsdrauf widerrufen werden würde, das ist nun schon oft genug passiert. Und erwartungsgemäß ließ der Widerruf auch dieses mal nicht lange auf sich warten. Leer darf der Zug über die Brücke, mit Fahrgästen jedoch nicht. Und jetzt  entscheidet man sich aufgrund der peinlichen Traglastdiferrenz dafür, die Gäste weiter in Güldenwerth und Schaberg aussteigen zu lassen, um dann, und das ist neu, leer über die Brücke zu fahren, und auf der jeweils anderen Seite wieder die Fahräste in Empfang zu nehmen. Die Fahrgäste? Nein, stets andere Fahrgäste werden es sein. Denn während die Bahn über die Brücke, dafür ist sie ja gebaut, in 5 Minuten von Solingen nach Remscheid oder zurück benötigt, tingelt der Bus, liebevoll Schienenersatzverkehr genannt, in 30min. Bei 20 Minuten Zugtaktung stehen dann für die freudigen Pendler noch mal 10 Minuten am Bahnhof warten an, bis es weiter geht – mit dem übernächsten Zug, der Leer über die Brücke fährt. Hier hat natürlich jeder Fahrgast äußerstes Interesse daran am Bahnhof Schaberg oder Gündenwerth auszusteigen, um täglich 40min zu verlieren. Wer sehen will, wozu Menschen fähig sind, sollte sich in den nächsten Tagen an genau diesen beiden Bahnhöfen postieren.

Update: Und es kommt noch schlimmer, unbeschreiblich: http://www.rga-online.de/index.php?&news=top&artikel=508

Immerhin spart sich das Zugpersonal jetzt Regenschirmhiebe renitenter Pendler, die nicht aussteigen wollen. Oder war die Entscheidung jetzt Absicht und die Achslast die Ausrede?

3 Antworten auf „Dilettantismus“

  1. Leider wird der Bahnhof Schaberg seit der Brückensperrung nicht mehr angefahren, auch wenn die Fahrplanhinweise etwas anderes vermuten lassen. Solingen-Mitte war und ist momentan Endstation, wenn man vom Solinger Hauptbahnhof kommt.

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