Humanisierung der Sexualität

Katholiken Notfall Kondom
Katholiken Notfall Kondom

In Notfallsituationen, für die katholische Kirche sind das z.B. „homosexuelle Prostituierte“ und weitere „anders gelebte Sexualität“ (Essens Dorfnarr spricht gerne von „unnormal), darf jetzt bei Gefahr doch die Scheibe die eingeschlagen werden – „für begründete Fälle“. Bittgebetvorlagen werden derzeit noch ausgearbeitet, morgen ruht der Herr noch. Montag gehts weiter. Aber bitte lieber frommer Katholik: Das ist kein Freibrief! Ganz ohne Not ein Kondom zu benutzen, sollte Dir auch weiterhin das schlechte Gewissen der Sünde vererben und die Schamesröte ins Gesicht treiben. Wir haben hier schließlich nicht Umsonst über Jahrhunderte mit dem Schwert die Liebe Gottes in einer Blutspur in Europa manifestiert. Nur wenn es wirklich brennt darf die Scheibe klirren. Ihr wollt doch nicht aufbegehren? Das Kondom ist und bleibt „nicht eine wirkliche und moralische Lösung„. Nicht, dass wir noch anfangen Sexualität zu banalisieren. Wie gesagt, mühsam haben die echten Christen, also die Hardcore Fanboys, einen so schönen Popanz aufgebaut.

„Humanisierung der Sexualität“ brauche es trotzdem, sagt der Verein, der mit grotesker Sexualmoral seit Jahrhunderten für die gewönlichste Sache der Welt versucht, dem frommen Schaf ein schlechtes Gewissen einzureden. Nicht alles ist gestattet und nicht alles kann man tun, was man will. Ja, und nicht alles, was die Kirche vorgibt, ist sinnvoll, richtig oder wichtig. Wenn die Kirche tatsächlich humanisieren würde, wären wir einen Riesenschritt weiter.

Die Tagesschau berichtet darüber, so nach dem Wort zum Sonntag, in dem Gott erneut als Alleinherrscher der Ameisen von Personen mit Glaskugel (Vertreter dessen genannt) ausgemacht wurde (ja, das ziehe ich mir tatsächlich rein!), als wäre die Borniertheit aus dem Vatikan Gesetz. Aber die Tagesschau schafft es ja auch, der Auferstehung Christi eine realgeschichtliche Note zu geben.

Und was machen jetzt all die, die jahrzehntelang für sich stringent erklären konnten, warum das strikte Präservativ-Verbot so sinnvoll ist, jetzt wo der Kaiser seinem Paladin ausrichten ließ, dass es hier und da doch vielleicht sinnvoll wäre?

Erneut, wie vielfach in der Woche, stelle ich mir verdutzt die Frage: Ist das Leben nicht eine Wucht! Die Kirche ist Realsatire vom Feinsten. Besser kann man das gar nicht schreiben. Würden nicht nur so viele das noch immer für bare Münze nehmen. Es ist schon ganz schön beängstigend, dass so eine Meldung als „Revolution“ dargeboten wird. Dann könnten wir auf Priesterinnen oder Päpstinnen wohl noch ein paar Jahrhunderte warten. Aber vielleicht hat sich das dann eh erledigt.

6 Antworten auf „Humanisierung der Sexualität“

  1. Wenn heutzutage in Anzeigen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Sex mit unbekannten als Krönung des perfekten Urlaubes beworben wird, wenn man nur Kondome nimmt, dann haben sich doch alle Befürchtungen erfüllt, die Paul VI in Humanae Vitae kommen sah.

    Sicher, im Prinzip könnte man auch anders mit den Kondomen umgehen und in der Ehe sehe ich keine Bedenken. Aber hat diese sexuelle Revolution wirklich Freiheit geschaffen? Oder hat sie ein Heer von ausgebeuteten, ausgenutzten und enttäuschten Personen hinterlassen?

    Da kann ich es der Kirche doch nachsehen, wenn diese die Kondome etwas zu hart bewertet.

    Vergessen wird immer ein anderer Teil von Humane Vitae.

    Paul VI befürwortet die Empfängnisregelung, auch natürliche Familienplanung genannt, die ohne giftige Weichmacher oder ohne die zahlreichen Nebenwirkungen der Pille auskommt. Zu letzterem berichtet die wohl keiner katholizität verdächtige Koordination gegen Bayergefahren:
    http://www.cbgnetwork.org
    Paul VI rief dazu auf, diese natürliche Empfängnisregelung weiter zu erforschen, um diese für den Menschen immer besser verfügbar zu machen! Aber an diesem bewussten Verhalten verdient niemand etwas, das hat im neoliberalen Kapitalismus keine Lobby.

    Und wäre es nicht auch im Sinne des naturnahen Verhaltens, dass die Grünen immer proklamieren, wenn die natürliche Familienplanung mehr Anhänger fände?
    http://www.nfp-online.de
    Wer Hormonfleisch ablehnt sollte doch auch Hormonsex ablehnen, oder?
    Wie steht es denn um die Zunahme der Hormone im Ab- und Grundwasser?
    http://ecosia.org/search.php?q=Hormone+Grundwasser&meta=normal&addon=ok

    Dass die Kondome überbewertet werden, sieht man auch an der Berichterstattung der Presse. Als der Papst zum Jahresbeginn sagte „Umweltschutz ist die Pflicht jedes Menschen!“, da hätte das auf die Titelseiten gehört mit der Frage, was jeder, auch unsere christdemokratische Buindeskanzlerin, im jeweiligen Verantwortungsbereich besser tun kann, um dieser Pflicht nachzukommen.

    Jetzt sagt der Papst etwas belangloses zu Kondomen, vergleichbar der Azssage, wer das rasen nicht lassen kann, sollte Sicherheitsgurte benutzen, und die ganze Medienwelt schreit auf! Auf diesen Billigjournalismus, der Wichtiges vom Unwichtigen nicht unterscheiden kann, kann ich sehr gut verzichten.

    Aber alle Achtung vor dem Papst! Der hat wohl kapiert was er sagen muss, damit die Medien sein Buch bewerben. Und alle machen auf ihre platte Art und weise mit. 1 zu 0 für Bendikt!

  2. :: Weihnachtsbrief von Bischof Martin Happe aus Mauretanien

    „Jeder Stiefel, der dröhnend daher stampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“ (Jesaja 9, 4+5; Liturgie der Weihnachtsnacht)
    Liebe Freunde in der Heimat,

    Unlängst erhielt ich einen Anruf vom deutschen Botschafter in Nouakchott. Er bat mich, um eine dringende Unterredung und entschuldigte sich gleichzeitig, dass er nicht zu mir ins Bischofshaus kommen könnte, sondern mich bitten müsse, zu ihm in die Botschaft zu kommen. Ich fahre also zur Botschaft und werde in der Eingangshalle vom Botschafter persönlich in Empfang genommen.

    Bevor ich meine Geschichte weiter erzähle, muss ich sagen, dass diese Botschaft in den letzten Jahren, genau wie die anderen Botschaftsgebäude westlicher Länder in Nouakchott, zu einem Hochsicherheitsgefängnis umgebaut worden ist, von hohen Betonmauern, auf denen Stacheldrahtrollen befestigt sind, eingefriedet. Nur durch eine Sicherheitsschleuse kann man den Komplex betreten.)

    Bei einer Tasse Kaffee in seinem Büro, wo sich auch die Kanzlerin der Botschaft befand, entschuldigte sich der Herr Botschafter noch einmal, dass er mich zu sich gebeten habe, aber er könne die Botschaft gerade nicht verlassen, das Treffen aber sei dringend und was er mir zu sagen habe, sei sehr wichtig. Und die Botschaftskanzlerin hat kräftig dazu genickt.

    Im weiteren Verlauf des Gespräches ergab sich dann, dass sich diese Herrschaften große Sorgen um mich machten. Denn während sich die im Land weilenden Diplomaten verschanzen und nur mehr in gepanzerten Fahrzeugen ihre Botschaftsgebäude verlassen aus Angst vor einem terroristischen Anschlag, ist bei mir am Bischofshaus die Tür weiterhin geöffnet, für alle, die mich besuchen wollen und ich gehe weiterhin zu Fuß durch die Stadt, selbst nach Einbruch der Dunkelheit, und ich fahre auch weiterhin ohne Chauffeur und ohne beschützende Sicherheitskraft durchs Land, um die verschiedenen Pfarreien und Missionsstationen zu besuchen.

    Dann kam die Katze aus dem Sack: Der Herr Botschafter wollte dafür sorgen, dass mein Haus rund um die Uhr von mauretanischen Sicherheitskräften bewacht wird. Darüber hinaus wollte er mir eine Art Pieper an den Gürtel hängen. Dieses Ding hätte eine doppelte Funktion: einerseits wüssten die Sicherheitskräfte immer, wo ich mich aufhalten würde, zum anderen gäbe es daran eine Taste; wenn man die betätigte, kämen besagte Sicherheitskräfte sofort, um mich aus der Patsche zu ziehen.

    Ich habe natürlich dankend abgelehnt und gesagt, bevor es dazu käme, würde ich meine Koffer packen und das Land verlassen. Ich kann mir nämlich mit dem besten Willen nicht vorstellen, wie ich unter den gewünschten Umständen mein Bischofsamt ausüben sollte.

    Man muss nur einmal versuchen, sich die Auswirkungen auszumalen für unsere Kirche, aber vor allen Dingen für die vielen sozialen und caritativen Einsätze der Schwestern und unserer Caritas, wenn der Bischof und seine Mitarbeiter sich in Festungen verkriechen oder gar das Land verlassen würden:

    —Die Katholiken bekämen es mit der Angst zu tun und kämen nicht mehr zu den Gottesdiensten; auch unser toller Kirchenchor würde nicht mehr proben und im Gottesdienst die Gläubigen mit seinem Gesang erbauen.
    —Tausende von Kranken würden nicht mehr versorgt.
    —Den Müttern von Hunderten von fehl- und unterernährten Kindern würde nicht mehr geholfen, ihre Säuglinge kindgerecht zu ernähren.
    —Hunderte von Mädchen und Jungen aus armen Familien bekämen keine Schul- und keine Berufsschulbildung mehr, von den Kindern in den Kindergärten ganz zu schweigen.
    —Hunderte Schüler und Studenten, die unsere Büchereien besuchen und dort nicht nur Bücher, sondern auch Beratung und Nachhilfestunden finden, würden vor geschlossenen Türen stehen.
    —Das Gleiche gilt übrigens für die vielen Migranten und Flüchtlinge, die wissen, dass sie bei uns immer ein offenes Ohr und Hilfe finden.
    —Über uns vermittelte oder abgewickelte Projekte in der Entwicklungshilfe, in die Zehntausende von Mauretaniern involviert sind, bekämen keine finanzielle Unterstützung und auch keine Beratung mehr.
    —Im total überfüllten Gefängnis von Nouakchott gäbe es keine kulturelle Arbeit und keine soziale Animation mehr.
    —Und wie sollte ich mit dem Kreis meiner mauretanischen Freunde in Kontakt bleiben, die sich oft und gerne mit mir, dem katholischen Bischof, treffen?

    Wenn ich mir diese Liste ansehe, die bei weitem nicht komplett ist, dann wird mir erst bewusst, was die klitzekleine katholische Kirche, nur aus etwa 4000 Nichtmauretaniern bestehend, in der Islamischen Republik alles bewegen und erreichen kann. Und das alles, weil wir an die Weihnachtsbotschaft glauben, weil wir daran glauben, dass Gewalt und Terror nicht das letzte Wort haben werden. Wenn wir in das gleiche Horn blasen würden wie die, die sich einmauern, dann erreichten die Terroristen genau das, was sie zu erreichen suchen und zwar sowohl hier in Mauretanien wie überall auf der Welt!

    Aber: „ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen von Herzen Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Jahr 2010! Ihr Martin Happe | Bischof von Nouakchott | Bericht über Happes Arbeit

    Konto:

    Kontoinformationen zur Unterstützung von Missionaren gelöscht!

    Quelle:

    Martin HAPPE 2010

    Bischof von Nouakchott/Mauretanien

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