Design Outlet Center Remscheid

DOC - Design Outlet Center Remscheid
DOC - Design Outlet Center Remscheid

This is it! Die Stadtverwaltung in Roermond hatte kurz gezuckt. Immerhin pilgern aus NRW jährlich Hunderttausende in das ehemals beschauliche Städtchen an der Maas, um sich mit Designer Mode einzudecken. Ein Outlet Center vom gleichen Anbieter in Remscheid hätte Roermond empfindlich treffen können, da Remscheid nah gelegen am Ruhrgebiet wohl erheblichen Kundenstrom abgezogen, und in die Seestadt auf dem Berge gelockt hätte. Rummenigge sagte die Tage, Dortmund (BVB) müsse sich totlachen, weil die Konkurrenz sich selbst nicht auf die Kette bekommt. Und auch Roermond darf sich totlachen, weil Remscheid es wie der FC Bayern München macht: Selbst Niederlagen einschenken.Alle guten Argumente sind jedoch hinfällig, wenn wir dem Deutschen Nimbus folgend Papier vor Vernunft stellen, jede Veränderung erstmal als Gefahr gesehen wird, und am besten alles so bleiben soll, wie es ist. Mich erinnert das ein wenig an einen Klassenkameraden, dessen Füße aufeinander zu zeigten, und der sich nicht selten selbst ein Bein stellte. Und im Klang der Schalmei hört man wunderliche Töne von den Vaganten des erhobenen Zeigefingers. Beispiel?

Das DOC sollte in einem leerstehenden Kaufhaus in der Innenstadt Remscheids oder Lennep angesiedelt werden

Allem übergeordnet ist die Gefahr, nicht die Chance. Die Gefahr, dass Innenstädte ausbluten. Keine Handy Geschäfte mehr. Keine Döner Buden. Keine 1€ Läden mit Weichmachern in Badelatschen. Dafür haben wir doch so gekämpft! Stattdessen über eine Million zusätzliche Besucher in der Stadt? Hinterher wacht man noch auf hinter seinen Schlachladen am wohligen Holzkamin.

Merkwürdig allerdings ist, dass schon mal das Fell verteilt wurde, bevor überhaupt erst ein Jagdgrund erschlossen wurde. Das ist in Remscheid jedoch nichts neues. Da kommt die verwahrloste Innenstadt gerade recht. Doch möchte ich die Anwohner sehen, die ohnehin schon den wenigen Parkraum eisern verteidigen, wenn täglich hunderte zusätzliche PKW aus ganz NRW die Innenstadt blockieren. Gerade Lennep wird sich freuen.

Es ist symptomatisch, dass der Heimatbund Lüttringhausen auf die Innenstädte Remscheid und Lennep verweist. Es geht häufig sehr offensichtlich nur darum, dass alles so bleibt wie es war und ist. Dem fügt sich auch das Argument, dass das DOC doch bitte die Leerstände füllen solle. Aber bitte woanders!

Mich als halbwegs jungen Mitbürger stimmt es doch irgendwie traurig, dass immer wieder angegraute bis vollvergraute Gefahrenanalysten in die Öffentlichkeit drängen, um aus der Glaskugel irgendeinen Status Quo aufrecht zu erhalten, der ohnehin nur mit viel Zuspruch und Zwangsernährung am Leben zu halten ist. Damit alles so bleibt wie es ist.

Und die offizielle Stellungsnahme des Heimatbund Lüttringhausen e.V. wirkt doch schwer unseriös, da zu einem Ergebnis hin argumentiert wird. Ergebnisoffen geht anders. Hier kann man sie sich anschauen.

4 Antworten auf „Design Outlet Center Remscheid“

  1. Der Heimatbund ist keine unabhängige Bewertungstelle, sondern Partei (nicht politisch, von der Positionierung her). Ich sehe nichts verwerfliches darin, eine eigene Position gutachterlich bewerten zu lassen, das machen (Prozess-)Parteien im Rechtsstreit ja auch.

    Allerdings sollten in solchen Papieren offensichtliche Fehler vermieden werden. So ist das ständig von der B51 die Rede. Die gibt es aber seit Ende 2007 dort gar nicht mehr.

    Mich stört weniger diese Kaufkraftzentrierung als solche, als das ausgerechnet wieder der lokal wichtige kulturlandschaftliche Freiraum Blume vernichtet werden soll, wo anderswo ungenutzte Industriebrachen vor sich hin gammeln.

  2. Möglicherweise war das „ergebnisoffen“ von mir eine falsche Wortwahl. Ich habe auch kein Problem gegen eine gutachterliche oder parteiische Bewertung. Aber dann sollte man sich auch an die Spielregeln halten, und einen stingenten Argumentationsstrang behalten. Das ist jedoch nicht der Fall.

    Beispiel: Zum einen wird argumentiert, dass die Innenstädte ausbluten, und man lieber ein DOC in der Innenstadt Remscheids oder Lenneps planen sollte. Ein Argument später wird angeführt, dass der Autobahnanschluß Lennep und die „B51“ gar nicht geeignet wären, die Anzahl an Besuchern eines DOCs abzuwickeln. Was denn nun? Hier wird für mich deutlich, dass man einfach nur dagegen argumentieren will, und zur Not seine eigene Argumentation mit einer anderen entkräftigt. Mit solchen Parteien kann man nicht argumentieren. Wird ein direkter Autobahnanschluß dem Besucherstrom nicht fertig, wie soll es dann eine Lenneper Str. werden, die mit dem normalen Verkehr schon hoffnungslos überfordert ist?

    Bzgl. den Industriebrachen:
    Tatsächlich hätte man mit dem Gelände des alten Güterbahnhofs Lennep ein recht großes und brach liegendes Gelände, aber wer will noch mehr Verkehr auf der Lenneper Straße, und die Besucher durch die Stadt schicken? Auch ein DOC auf dem alten Alexanderwerk halte ich gelinde gesagt für Harakiri. Die Lenneper Str. als Achse zwischen Remscheid und Lennep ist jetzt schon hoffnunglos überlastet. Viel mehr Brachland sehe ich in Remscheid nicht, welches geeignet wäre.

    Auch das Argument mit den Leerständen in der Innenstadt ist einfach nur lächerlich, und mit dem „Leerstand“ wird ein weiteres Pseudo Argument in die Runde geworfen.

    Was mich darüber hinaus ärgert, ist, dass von „Fakten“ ausgegangen wird, die nirgendwo belegt werden und/oder belegt werden können, sondern einfach als „Fakten“ dargestellt werden. Das beginnt schon auf Seite 2:

    Faktisch wird die Kaufkraft den vorhandenen Innenstädten entzogen

    Nimmt man nur Roermond als Beispiel, sind die Umsätze der Innenstadt deutlich gestiegen, da von den rund 3 Millionen Besuchern jährlich rund 40% ebenfalls die Innenstadt aufsuchen1. Das wird allerdings vollkommen ignoriert und angemahnt, dass es keine Angaben gäbe, wo die Ware produziert wird. OMG. Selbst wenn es aufgrund der geografisch ungünstigeren Lage nur 10% in die Innenstädte ziehen würde, wären das bei avisierten Besucherzahlen von 10.000 noch immer 1000 Besucher täglich. Haben, oder nicht haben.

    Dann geht es weiter mit dem Einzugsgebiet und man beruft sich ohne nähere Angabe auf „die Literatur“, die von 50km ausgeht. Da 50 km allerdings bereits einige Großstädte mehr bedeuten würden, was ihrer Argumentation nicht sehr entgegen kommt, kürzt man das mit der Begründung der „bergigen Straßen“ auf 30km. Spätestens hier kann ich das Papier nicht mehr ernst nehmen..

    Nun war ich letztes Jahr in Roermond und habe ganz genau auf die Nummernschilder geachtet, und ich war umgeben von DU, OB, D, RE, E, BO, DO usw.. Nach deren Rechnung dürfte es die da gar nicht geben, weil die alle eigene Einkaufszentren haben. Allerdings ignorieren sie dabei den Ansatz, dass ein DOC eine ganz andere Nummer ist, als ein Centro. Allerdings wird ein mögliches DOC immer mit einem Centro („Einzelhandelszentrum“) verglichen. Das passiert auf unzähligen Seiten. Dass es eben nicht ein einfaches „Einzelhandelszentrum“ ist, wird größtmöglich ignoriert.

    Ich habe ja in einem vorangegangenem Artikel2 zum Thema bereits geschrieben, dass mir die Blume in der jetzigen Form auch nicht unsympathisch ist. Allerdings sehe ich das DOC als große Chance für Remscheid.

    1http://de.wikipedia.org/wiki/Roermond#Wirtschaft
    2https://www.armin-gerhardts.de/2010/11/09/geboren-als-ein-mensch-der-sorte-konsument/

  3. Letztendlich sind die zukünftig zu erwartenden Vor- und Nachteile kaum mehr als Vermutungen. Ob die Zentren Lenneps oder gar Remscheids von dem Besucherstrom profitieren würden, ist auch nicht so sicher.

    In Roermond ist die Entfernung DOC-Zentrum fußläufig und damit auch sicherlich deutlich mehr Motivation zum Besuch gegeben. Es ist städtebaulich in die Kommune integriert und liegt nicht auf der grünen Wiese, wie es in Lüttringhausen der Fall wäre.

    Und wer begibt sich schon zum Kaffeetrinken von der Blume zur Alleestraße? Lennep oder Lüttringhausen würden da sicherlich mehr zu erwarten haben, aber ob diese kleinstädtischen Nebenzentren vergleichbar zu dem Ortskern einer Mittelstadt wie Roermond sind?

    Ich gebe Dir recht, dass zentrumsfixierte Einzelhandelskonglomerate, wie sie in den Innenstädten noch heute politisch unter Artenschutz gestellt werden, für die Generation Netz nicht mehr zeitgemäß sind. Auch ich meide die Innenstädte wie die Pest. Warum sollte ich dort hinfahren, mühsam Parkraum suchen und teuer bezahlen, wenn ich doch all die benötigten Dinge auch um 2 Uhr Nachts bestellen und zwei Tage später frei Haus geliefert bekomme? Fachgeschäfte im engeren Sinne, die zu beraten in der Lage wären, werden sowieso immer seltener und eine Innenstadt, in der sich Billigstmodefillialisten für Minderjährige, Ein-Euro-Shops, Telefonläden und Selbstbedienungsbäckereien aneinander abwechseln ist wenig bis gar nicht attraktiv und muss nicht mit Steuermitteln künstlich am Leben gehalten werden werden.

    Aber was ist die Alternative? In der Landschaft, selbige zersiedelnd, Special Interest Shopping Malls verstreuen, die grundsätzlich nur ökologisch unfreundlich erreicht werden können und statt dessen die Innenstadt zu einer Brache verkommen lassen, zu eien Urbanen Loch, das sich zu einer No Go Area entwickelt? Das ist auch keine Lösung.

    Daher bin ich der Meinung: DOC ja, aber rein in die City. So wie auch in Roermond.

  4. Die Diskussion, das FÜR und WIDER mit den beiderseitig mangelhaften Argumenten ärgert sicher nicht nur mich.
    Der alte Lüttringhauser Bürgermeister Gertenbach setzte Himmel und Hölle in Bewegung und Industrie und Arbeitskräfte anzuziehen, ich erinnere an den Autobahnbau, Ansiedlung der Nervenheilanstalt Tannenhof und des Zuchthauses, aber auch an die vielfache Verbesserung der Infrastruktur der Kleinstadt.
    Das Gegenteil hiervon beschreibt der zum Glück nicht realisierte Morgenthauplan der Amerikaner zu Ende des letzten Weltkrieges. Er sollte Deutschland in eine blühende Landschaft verwandeln mit viel Landwirtschaft und ohne Industrie, die Rüstungsgüter hätte herstellen können.
    Am Standort Blume wäre die Ansiedlung eines Gewerbegebietes, nicht eines Industriegebietes, richtig gewesen, das ist heute wohl politisch nicht mehr umsetzbar. Wollen allen Ernstes der Heimatbund und die Städte Remscheid und Wuppertal den Morgenthauplan auf kaltem Wege wieder einführen?

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