Für das gute Gewissen

Grüner Strom
Grüner Strom

Euer Liebten! Aus der Wand dort kümmt keen Strom, wiewohl die Dose höhnisch lächelt!

Wir sind alle ganz schön weich in der Dose, lassen uns einlullen von Wohlstandsreligionen. Ich müsste diesen Beitrag eigentlich mit einem Zweizeiler aus einem Lied von Nirvana eröffnen, nicht ganz zufällig mit dem Namen „Lithium“(*):

I’m so happy because today I found my friends
Light my candles in a daze because I found god

Strom! Strom ist ein teures unterfangen. Es ist nicht einfach da wie Sauerstoff oder Wasser, es wird in einfachen aber aufwändigen Prozessen (meistens) aus kinetischer Energie gewonnen und für teures Geld durch die Leitung gejagt, damit die elektrische Zahnbürste weiter leichtes Spiel in der Beißkeramik haben kann.

Elektromobiliät! Immer wieder sieht man auch unser aller Physik-Bundeskanzlerin auf Lobbytreffen vor der Kamera darüber sinnieren, welche tolle Rolle die Elektromobilität als der Weisheit letzter Schluss in der Zukunft haben wird. Weg vom Öl, ist eh nichts mehr da in 40 Jahren.

CO2 Neutral! Denn weil wir heute glauben zu wissen was gut für die Umwelt ist, überziehen wir ganze Zeitungen mit grünen Anzeigen, schon ob des guten Gewissens. Strom scheint einfach so aus der Steckdose zu kommen. Doch in absehbarer Zeit scheint nicht mal der Durchschnittsverbrauch regenerativ gewonnen werden zu können. Weg vom Öl, hin zur Kohle bedeutet das. Raider heißt jetzt Twix. Was, wenn auch noch alle Strom tanken?

Photovoltaik ist super, denn es wird maßlos gefördert von öffentlicher Hand. Doch wehe die öffentliche Hand, wie zuletzt Röttgen leise ankündigte, stoppt oder schränkt die Förderung oder die staatlich garantierten Abnahmepreise für selbst produzierten Strom ein. Dann wird sich der Häuslebauer zweimal überlegen ob er noch eine dann für ihn unwirtschaftliche Technologie wie die Photovoltaik nutzen und darin investieren will. So schlimm ist die Kohle doch auch nicht?!

Lithium! Strom kann man nicht einfach in einen Hohlraum füllen. Strom ist schwierig zu speichern. Es geht, aber dazu braucht man, wenn man es überhaupt irgendwie wirtschaftlich machen will, Lithium. Viel Lithium. Bereits vor etlichen Jahren gab es mindestens halbwegs seriös wirkende Veröffentlichungen, dass der Bedarf alleine der Elektro-Automobilindustrie an Lithium die weltweiten Vorkommen übersteigt. Nicht in 100 Jahren – nach heutigem Bedarf. Dem widerspricht das Fraunhofer Institut. Mindestens 40 Jahre, also bis 2050, reicht das weltweite Vorkommen an Lithium für die Elektroindustrie. 40 Jahre. Hat uns diese doch überschaubare Längenskala beim Öl erst zum Strom hingeführt? Und jetzt tauschen wir 40 Jahre gegen 40 Jahre? Vorausgesetzt, wir wissen sonst nichts mit dem Zeug anzufangen. Das scheint angesichts einer durchtechnisierten Gesellschaft und aufstrebender Schwellenländer allerdings fraglich. Zu allem Übel ist der Mist auch noch kaum zu fördern. Dementsprechend steigen die Preise, und die Schwellenländer können schon mal die Büchsen spannen. Die Generalproble läuft ja seit geraumer Zeit mit Coltan in Afrika, aber der Coltanbedarf ist ja winzig klein verglichen mit Lithium.

Brennstoffzelle? Wasser tanken? Sauerstoff? Daran kann man ja gar nichts verdienen. Es liegt an unserem Wirtschaftskonzept, dass wenig lukrative Ideen wenig Chancen haben, auch wenn sie noch so sinnvoll sind. Ein immanenter Fehler im System. Durchsetzen kann sich nur, was sich in der Geldbörse auszahlt. Hingegen werden wenig sinnvolle Ideen mit Milliarden gepampert. Deutschland hat einflussreiche Lobbygruppen. Gerade vereinigen sich zwei große: Energieversorger und Automobilindustrie. Und im Gejammere um hohe Benzinkosten geht uns das an lichtarmen Orten vorbei.

Und da die politisch gewollte Elektromobilität wenigstens ein Reinfall und schlimmstenfalls ein Kampf werden wird wie die tolle Idee Nahrungsmittel zu tanken, kann man eigentlich nur mit einem Lied von Nirvana schließen, nicht ganz zufällig mit dem Namen „Lithium“(*):

I like it, I’m not gonna crack
I love you, I’m not gonna crack
I kill you, I’m not gonna crack

Elektromobilität bleibt wohl eine kurzfristige Nische, ein Ablasshandel einer Wohlstandsgesellschaft wegen des schlechten Gewissens.

(*) .. auch wenn es nicht im geringsten thematischen Bezug hat!

Eine Antwort auf „Für das gute Gewissen“

  1. Armin, Du solltest wirklich Schreiberling sein – ich lese zu gerne bei Dir. Bezüglich Brennstoffzelle (Wasser tanken) kann ich aber noch etwas anfügen. Mein Bruder arbeitet bei BMW in München. Die geben schon mächtig Gas auf diesem Gebiet, denn Toyota hat da für 2015 sogar (zunächst nur in Japan) eine große Serie angekündigt. Mercedes hatte ja schon einmal ein Fahrzeug, ich glaube bereits vor 3 oder 4 Jahren, Nenco Nerco oder so und in München fahren einige Stadtbusse mit Brennstoffzelle. Die Presse trägt zu diesem, sei schick und fahre eines der ersten Elektroautos ja auch eine Menge bei. Zukunftsvision ist die Brennstoffzelle glaube ich doch nicht mehr, aber so richtig an Infos ist schwer zu gelangen. Aber Du hast Recht, richtig Geld gibt es da für die Gewinner dieses kleinen Wettlaufs. Die Energieversorger haben sicherlich wenig Interesse Brennstoffzellenautos zu unterstützen.

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