Über das Gefühl der Erkenntnis

Zwischenlager, Endlager, Salzstock. Schockierende Berichte mit Luftbildern aus Russland, wo radioaktiver Müll an frischer Luft abgestellt vor sich hin strahlt – mit so 130°C. Das kommt ganz gut. Zum einen, um vor Atomkraft zu warnen, und zum anderen, um die Sicherheit in Deutschland als Argument anzuführen, hier weiter Atomkraft zu betreiben. (lieber wir sicher, als der Rest um uns unsicher)

Ich muss mich arg wundern über die derzeit durch das Internet siechende Unwissenheit – und ich kann auch die vermittelte Unwissenheit in der Bevölkerung kaum glauben.

Hintergrund ist ein Artikel aus der Welt von 2003. Der in das Wendland zugezogene Andreas Maier schreibt hier von seinen Erfahrungen mit dem Castor, dem diffusen Wissen über ihn, und das für ihn schockierende Gefühl der Erkenntis, als er mit einem echten Wendländern die Gegend erforschte.

Natürlich liegen die Castoren im Wendland nicht unterirdisch im Salzstock, sondern ganz wie in Russland oder Frankreich überirdisch in einer Halle. Hier scheint sich ein Mix aus Bildern und Nachrichten zu einer Legende zu bilden, doch sollte klar sein:

  1. Gelbe Tonnen in einem Salzstock findet man in ASSE
  2. Zwischenlager sind überirdisch
  3. Endlager soll Gorleben erst einmal werden

Was ich allerdings auch nicht wusste ist, dass man bisher noch keinen Schimmer hat, wie die Teile überhaupt in den Salzstock gelangen könnten.

Ich frage mich allerdings sowieso, wie jemand mit wissenschaftlichem Anspruch auch nur halbwegs seriös hier ein negatives oder positives Urteil zur Eignung abgeben soll. Die Dinger strahlen länger, als die Sorte Mensch die Höhle verlassen hat – viel länger. Aberwitzig anzunehmen, man könne hier von Sicherheit sprechen, zumal es in Europa, astronomisch gesprochen, auch erst seit einem Wimpernschlag ruhig ist. Aber wenn schon nicht im Fußball, sind wir im prognostizieren Weltmeister. Wir wissen auch heute ja ganz aktuell, wie stark das Wirtschaftswachstum nächstes Jahr sein wird. Und jedem neuen Tag ist die Erkenntnis gegönnt, dass man das nicht hat kommen sehen können.

Spannend, wenn Analysten sich erfreulich verwundert zeigen über das derzeitige Wirtschaftswachstum (wie man sich immer über die über die immer abweichende Realtität verwundert zeigt), gleichzeitig aber erneut die Prognose für morgen macht, die widerrum ebenfalls nicht ansatzweise eintreffen wird. Wir können so gerade das Wetter für die nächsten drei Tage vorhersagen. Zugegeben: Geologie ist deutlich langsamer als das Wetter, aber Atommüll strahlt auch länger, als der Fesselballon fliegt.

Die Legende vom Salzstock

Und noch ein Nachsatz zur tollen, sicheren und sauberen Technik: Ich möchte keine Beispiele aufzählen, aber am Ende könnte es lapidar heißen:

Menschliches Versagen

Habe ich schon erwähnt, dass sich Deutschland außer Stande sieht Peanuts für die Forschung an der Kernfusion zu investieren, weil „ein Erfolg überhaupt nicht abzusehen ist“. Politik ist nicht nur einfach schmutzig…

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